Also. Abends bleibe ich schon mal bei RTL hängen. Da darf ich miterleben, wie Sternekoch Henssler (wird der so geschrieben?) in Rostock ein Restaurant testet/rettet. Herr Henssler bringt dem Inhaber bei, wie man Brote belegt. Croques nennen sie die. Ich denke bei dem Wort Croques immer an diese unsäglichen Gummischuhe, in denen man Schweißfüße bekommt.
Jetzt mal im Ernst. Da fährt ein Sternekoch gen Osten und schmiert dort Stullen. Für die große Neueröffnung. Natürlich habe ich zum Ende der Sendung Puls. Und muss ein weiteres Glas Wein trinken.
Danach kommt Frau Schowrange mit “Extra”. Ich höre nur mit halbem Ohr zu, bis der Begriff “gastrosexueller Mann” fällt. Hä?
Das Erste und Einzige, was mir dazu einfällt ist Conchita Wurst. Hört sich doch schon gastrosexuell an.
Natürlich liege ich falsch. Ich habe dieses Wort noch nie gehört (der fleißigere Blogger bestimmt schon). Ich kenne hetero-, homo- und bisexuell. Achja und Cristiano Ronaldo – metrosexuell, auch so ein beklopptes Wort.
(Mein Rechtschreibprogramm unterstreicht das Wort “gastrosexuell” fortwährend rot. Gibbet nicht. Ich nehme es ins Wörterbuch auf. Rechtschreibprüfung abgeschlossen und Ruhe ist.)
Gastrosexuell? Ich kenne Gastritis und Gastroenteritis. Im weiteren Verlauf der Sendung befürchte ich eins von Beidem zu bekommen.
Was du hier auf den Bildern siehst, ist das Gegenteil von gastrosexuell. Es ist das ganz normale Landleben im Dorf meines Vaters letzten Herbst. Pilze und Kastanien sammeln. Kürbisblüten pflücken.
Das tut der Gastrosexuelle nicht. RTL stellt nämlich zwei Exemplare der Spezies vor (und bitte lass’ es keine Blogger-Koryphäen sein, denn ich werde sie gleich gnadenlos durch den Kakao ziehen. Ich entschulde mich schon im Vorfeld wieder einmal dafür, dass ich nie politisch korrekt bin. Eines Tages wird Gott mich fürchterlich strafen. Mit Gastroenteritis, oder so).
Gastrosexuell Nummer Eins wird im Eispieler gezeigt. Dort rennt er durch Edeka und sucht einen passenden Kopfsalat. Ist ja zunächst nicht weiter auffällig. Kommt mir noch nicht pervers gastrosexuell vor. “Wie frisch ist der?”, will er vom Verkäufer wissen. Ich denke, Mann bist du doof. Die lieben doch Lebensmittel bei Edeka, und wenn du noch nicht mal siehst, ob ein grüner Salat frisch ist, dann habe ich den Begriff gastrosexuell falsch interpretiert.
In der nächsten Einblendung zeigen sie ihn zuhause. In seiner Küche. Das erschließt sich mir zunächst nicht, denn der Raum sieht nicht aus wie eine Küche. Wie soll ich das beschreiben…hm..warst du schon mal morgens nüchtern beim Arzt im Labor zur Blutuntersuchung? Das Zimmer in dem die ganzen Geräte, Apparate und Zentrifugen stehen? Ja. So sieht es in dieser Küche aus. Arbeitsfläche gibt es irgendwie keine. Alles voll. Und vollautomatisch. Der Mann zeigt stolz die ganzen Gerätschaften, und ich frage mich, wann er den grünen OP-Kittel überstreift und den Mundschutz anlegt. Gottseidank erklärt die Stimme aus dem Off, wozu die Maschinen dienen. Ebenso die entsprechenden Preise werden genannt.
Auch diese Bilder sind vom letzten Jahr im Urlaub. Mein Vater lebt in einem Dorf auf dem Hügel. Wenn du runterfährst ans Meer, bist du am Stretto (Straße von Messina). Hier kannst du sehen, wie die Fischer Sardellen und Sardinen Fangen. Pescheria Azzurra ohne weiteren technischen Schnickschnack.
Beim Gastrosexuellen gibt es dann auch Fisch. Kabeljau. Aber nicht so wie bei mir letzte Woche. Nein nein nein! Er serviert winzige Stücken, die er mit irgendeiner Essenz beträufelt. Dazu gibt es eine Espuma (von was, habe ich vor Aufregung vergessen). Der Fisch gart eine Minute. Das weiß ich noch. Achja. Vor dem Hauptgang kredenzt er Suppe.
Kopfsalatsuppe.
Und das macht er Folgendermaßen: Er steht vor einem Gerät, das aussieht wie eine Foltermaschine aus dem SM-Studio (auch sexuell). Da quetscht er den Kopfsalat rein. Aus einem kleinen Hahn an der Apparatur fließt daraufhin eine grüne Brühe. Sieht aus wie Wasser mit Lebensmittelfarbe oder Galle – passend zur Gastritis. Isses aber nicht. Wie gesagt, Kopfsalatsuppe. Für jeden ein Löffel. Wir wollen ja nicht übertreiben.
Ich schenke mir ein weiteres Glas Wein ein, rot – nicht grün. Meine Güte, was geht der Kerl mir auf die Nerven. Ich googele ihn in der Werbepause. Er schreibt Bücher und ist beim Radio. Herrje. Darauf einen Schluck.
Auf diesem Bild siehst du: Schweineköpfe beim Metzger in Seminara (ein Dorf weiter von meinem Vater weg), das Pilzkörbchen, den Herrn Peppinello mit dem Pilzkörbchen im Wald, einen Bund wilden Fenchel (vom Feld geklaut) und überreife Kaki Früchte, vom Boden aufgesammelt. Der Herr Peppinello findet es blöd, dass ich sage, kuck mal du gehst am Stock. Blöd findet er auch, dass er mit den Schweineköpfen auf einer Collage ist. Essen tut er sie aber trotzdem.
Der gastrosexuelle Mann würde wohl niemals schon aufgeplatzte Kakis verzehren, die schon am Boden lagen. Schweineköpfe vermutlich auch nicht. Ob er wilden Fenchel schon mal gegessen hat, weiß ich nicht. Wie er sich als Pilzsammler macht entzieht sich meiner Kenntnis.
Aber auch er ist ein Sammler und Jäger. Der Neuzeit. Bevor er das Dessert kreiert, zeugt er stolz sein “momentanes Lieblingsgerät” (so sagt er das). Stolz tätschelt er einen monströsen Edelstahlkasten, der aussieht wie eine Herz-Lungen-Maschine. Ich habe vergessen, wie das Teil heißt. Es ist aber so was wie der Ferrari in seinem Fuhrpark und kostet soviel wie ein gebrauchter Kleinwagen.
Nachtrag: Habe das Gerät gefunden: Pacojet. Klick mal drauf. Kostet 4190,-€, versandfreie Lieferung (na Gottseidank).
Man kann Was-auch-immer in die Maschine hineingeben, sie macht aus allem, ohne jegliche Zusätze cremigste Sorbets von feinmoussiger Konsistenz. (Himmel, ob er mal Leberwurst-Sorbet gemacht hat? Das würde zur Kopfsalatsuppe passen).
Beim Dessert zeigen sie ihn und seine Frau am Küchentisch. Was sag’ ich da, Küchentisch? Die Beiden hocken an einem winzigen Klappding, welches an die einzige freie schmale Stelle neben der Tür gepappt ist. Ist sonst wohl kein Platz mehr da. Sie kocht schon lange nicht mehr, sagt die Frau. Er serviert jeden Abend seine Kreationen.
Der Reporter will wissen, woher er seine Ideen holt. Da rückt er seine Brille (natürlich groß mit schwarzem Rahmengestell, was auch sonst) zurecht und spricht:
“Ich denke immer in Menüs. Da geht es um die Geschmacksarchitektur der einzelnen Komponenten und Texturen.”
Ganz schnell kippe ich das Glas Wein in mich hinein und ziehe wie irre an meiner Zigarette. (Ja, ich rauche immer noch.) Dann muss ich so sehr lachen, dass ich mich am Qualm verschlucke. Weißt du, bei uns gibt es heute Maccheroni mit Fleischsoße. Dazu braucht es Fleisch, Tomaten, Nudeln, Knoblauch, Öl, Salz und zwei Töpfe. Wir überleben auch ohne Geschmacksarchitektur.
Das hier sind mein Bruder Marco und mein Onkel Paolo bei uns zuhause. Beide sind hetero- und keine Spur von gastrosexuell, sondern einfach nur gierig. Der links im Bild kontrolliert, ob der rechts im Bild auch nicht zu viel nimmt.
In diesem Sinne.
(Auf den zweiten Gastrosexuellen vom RTL hab ich jetzt keine Lust mehr. Von dem erzähle ich dir später.)
Hallo Josie, bin zufällig auf Deinem Blog gelandet und hängen geblieben. Frau, hast Du eine tolle Schreibe. So viel Witz und Bildersprech habe ich hier seit langem nicht mehr gelesen. Ob ich die Rezepte nachkochen werde? Schaun wir mal. Dazu wirst Du aber nichts in meinem, Blog lesen. Du kommst auf meine Liste. Danke für das Lesevergnügen. Fritz
AntwortenLöschenDu wirst es nicht glauben. Manchmal entsafte ich auch. Kopfsalat oder Petersilie. Im Entsafter von meine Mama (ich schätze 50,- D.Mark). Geile Farbe. Du kannst da auch ne Matte von machen. Musste aber nicht...
AntwortenLöschenIch lese dem Mann aus dem Internet vor - von Dir. Er kennt Dich ja seit Jahren. Wir lachen sehr. Liebe Grüße von uns beiden!
AntwortenLöschenIrgendwie macht es gerade wieder Spaß. Danke, dass ihr immer noch da seid.
AntwortenLöschenO Gesù, Guisepp i Maria! Du schreibst wieder? Wieso sagt mir das keiner?! Da werd ich ja total blogsexuell ;)
AntwortenLöschenDanke, ich begann schon, mich minderwertig zu fühlen, weil ich die Geschmacksarchitektur nicht beherrsche. ;-)
AntwortenLöschen(auch empfehlenswert bei RTL: Rising Star, aber ob dazu Rotwein reicht?)
Was für ein Rausch, ungefähr zwei Mal im Jahr zu entdecken, dass Frau Peppinella wieder schreibt. Bitte mehr davon!
AntwortenLöschenYou made my day! Ich sitze hier vor dem Monitor und hab jetzt richtig gute Laune :-)
AntwortenLöschenEinfach unschlagbar!!
AntwortenLöschenIch bin vor Lachen fast vom Sessel gefallen und bedaure nun, dass ich eigentlich nie RTL schaue. Leibe Grüße aus Salzburg, Claudia
AntwortenLöschenDu bist die Beste
AntwortenLöschenDie Aller-, aller-, allerbeste- :))
AntwortenLöschenSemplicemente fantastico, bitte nicht aufhören zu schreiben!
AntwortenLöschenIch habe zufällig entdeckt, dass du wieder schreibst. Freue mich riesig, wieder von dir zu lesen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus Bayern
Ute
Schön geschrieben. Endlich bekommen die Pornos in der Küche mal eine echte Aufwertung. Nicht mehr nur dieses sinnlos-primitive Rumgevögel - endlich wird auch mal der Einrichtung Rechnung getragen und diese mit einer delikaten Salatsuppe oder einem ordentlichen Steak miteinbezogen.
AntwortenLöschenMeinen Bauchmuskeltrainer stelle in nächste Woche an den Sperrmüll. Ich hab ja jetzt dich.
AntwortenLöschenHey Josie,
AntwortenLöschenmit diesem Artikel hast du mich wirklich überrascht! Den Termin habe ich noch nie gehört und ich arbeite in der Gastronomie und dem Gastrobedarf seit 8 Jahren. Ich glaube, dass man jeden Tag was neues lernt.
Liebe Grüße,
Paula aus dem Gastronomiebedarf
Habe Dich heute gerade (leider erst) wieder gefunden - ooooooooohhhhh wie schön. Ich habe noch viel zu lesen und nun habe ich auch noch Eins zum Thema Gastrosexuell... doll - vielleicht Neudeutsch für: "Liebe geht durch den Magen" ????
AntwortenLöschenAlso wenn man seeeehr freizügig Liebe mit Sexualität gleichssetzt und weiß dass *klugscheißermodus on: Gastro (Gaster) griechisch für "Magen" ist. ;-), also nicht nur Gastroenteritis, sondern auch Gastronom, Gastronomie, der Gast (zu Gast sein) = "isch hab disch zum fressen gern" kommen von diesem Wortstamm *klugscheißmodus off
Hach, liebe Peppinella - wie schön, dass Du das aufgegabelt und kommentiert hast - ich glaub die brauchten nur nen Rahmen für die, ach so tollen Gerätschaften des Herrn - ist doch komplett egal, ob der den Frischegrad eines Blattsalates oder überhaupt nen Blattsalat kennt.
Und nun bekommst Du erst mal wieder einen "Schubs" ganz nach oben in meiner Blogliste.
Schon wegen meiner eigenen Lachmuskeln - die wollen schließlich auch stimuliert werden.
Ich freu mich soooo sehr, dass Du wieder Zeit für Deinen Blog opfern kannst und jetzt lasse ich mir das auch bestimmt nicht wieder entgehen!
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