23. Januar 2010

In eigener Sache…damit auch ich mal eine Liste schreibe

Der Listen-Wahn grassiert hier in der Blog-Sphäre wohl noch immer. Ich habe folgenden Schwachsinn schon mal irgendwo verlinkt. Da mir zur Zeit jedoch nichts besseres einfällt, und ich auch keine Zeit habe (Herr Peppinello immer noch krank…viel Arbeit im Lädchen) heute nur meine persönliche Wahnsinnsliste:

Was Du nie über mich wissen wolltest, und was ich Dir trotzdem erzähle…

1. Natürlich heiße ich nicht wirklich Peppinella. Mein Blog-Name ist die Verniedlichung der Verniedlichung meines Vornamens in italienischer Sprache.
2. Ich bin 1,78 m groß, trage Konfektionsgröße 36 und mein langes blondes Haar umschwebt locker mein Haupt und rahmt meine großen, strahlend blauen Augen ein.
3. Das ist gelogen.
4. Ich war mal verliebt in Jürgen Drews und in Pierre Brice….ähm….in Winnetou.
5. Das ist schon länger her. Später folgten Jon Bon Jovi, Andy Garcia, Alain Delon und Lenny Kravitz.
6. Mit denen wurde es nix, denn der Herr Peppinello hat mich ihnen weggeschnappt.
7. Ich esse fast alles.
8. Bei Essenseinladungen lange ich zu, ohne mich zu zieren. Frauen die bei Mineralwasser -warm und ohne Kohlensäure im- Salat herumstochern sind mir ein Graus.
9. Das soll nicht heißen, dass ich kein Wasser trinke. Rotwein und Kaffee sind mir jedoch lieber.
10. Kaffee aber nur als Espresso. Niemals mit Milch.
11. Dafür mit einem Grappa, oder zwei.
12. Nein, ich bin keine Alkoholikerin.
13. Ich werde demnächst aufhören zu rauchen.
14. Vielleicht.
15. Ich bin katholisch.
16. Ich habe gesündigt, und nicht gebeichtet.
17. Ich hätte gerne große Hände mit langen Fingern und einem großen Nagelbett.
18. Lass mich mal nachgucken. Habe ich alles nicht. Meine Hände sind klein und schrumpelig.
19. Die historische Person, die ich gerne kennen gelernt hätte, ist Cesare Borgia.
20. Er hätte seinen unheimlichen Diener Michelotto gerne zum Date mitbringen dürfen.
21. Ich habe einen Hang zu düsteren Gestalten.
22. Winnetou und Jürgen Drews waren wohl jugendliche Fehltritte.
23. Um auf den Rotwein zurück zu kommen. Am liebsten mag ich Dolcetto di Dogliani und Luce delle Vite von Frescobaldi.
24. Ich mag die Toskana.
25. Aber die schönste Stadt der Welt ist für mich Rom.
26. Mein Lieblingsessen ist…lass mich mal überlegen….
27. Rindfleischsuppe, unter anderem.
28. Der Satz: „Erst denken, dann sprechen“ ist immer wieder eine Stolperfalle für mich.
29. Ich denke nie lange nach. Ich hab‘ mich meist schon in Sekunden um Kopf und Kragen geredet.
30. Will man der Temperamentenlehre Glauben schenken, dann wäre ich eine Sanguinikerin.
31. Eine Sanguinikerin, die einen Choleriker geheiratet hat.
32. Das geht gut, aber nicht immer.
33. Ich würde gerne Tango oder Paso Doble tanzen lernen.
34. Der Herr Peppinello leider nicht.
35. Ich liebe Schuhe und Handtaschen.
36. Amen und Ende der Durchsage.

Jetzt bist Du dran. Was erzählst Du mir über Dich???

20. Januar 2010

Le Freselle – hartes Brot für eine Wortbrüchige

Natürlich bin ich die Wortbrüchige, wer sonst? Man könnte auch sagen, die Rezepte-Versprecherin….. die Verdrängerin oder Aufschieberin. Oder die Event-Verpasserin oder Nichtteilnehmerin. Oder die E-Mail- und Kommentar-Nicht-Beantworterin. Eine echte Blog-Schlampe.

 

Freselle 09

Das da oben sind übrigens die Freselle.

Ich weiß auch nicht, was los ist. Ich fotografiere munter jedes Essen. Mittlerweile habe ich eine externe Festplatte für Bilder angeschafft. Brauche ich gar nicht. Ich poste eh nicht. Und lustig bin ich auch nicht immer. Glaub’ das mal ja nicht. Es gibt eben nicht immer zu jedem Essen die passende Geschichte. Manchmal. Ich weiß aber zwischenzeitlich auch, dass manche glauben, hier bei Peppinellis fänden jeden Tag filmreife Episoden statt. Nee. Nur manchmal. Ab und zu. In etwa. Heute ist es hier zum Beispiel ganz mau. Der Herr Peppinello ist krank. Nix schlimmes. Er hat einen ziemlich heftigen grippalen Infekt, welcher ihn auf dem Sofa dahin siechen lässt. Das ist gemein, was ich hier sage, denn es geht ihm wirklich nicht gut. Er wollte noch nicht mal essen, und das will was heißen.

Der Herr Peppinello beäugt übrigens seit Tagen, wir ich am PC rumfummele. Ohne zu bloggen. Dann sagt er: “Du machst alles nur halb.”

“Hä?”

“Was murkst Du da rum, mach lieber bei Peppinella weiter. Immer nur so halbe Sachen…” Ach so. Zu anderen Gelegenheiten hat er sich beschwert, weil ich “nur noch blogge und kochseitensüchtig” (Zitat Ende) geworden bin.

Das war vorgestern. Heute rafft Frau P. aus N. (formerly known as Peppinella) sich auf.

Die Freselle (oder Frese, oder auch pane tosto = hartes Brot) habe ich kurz vor Heiligabend gebacken. Eigentlich werden sie eher im Sommer gegessen. Angeweicht  mit etwas Wasser und Olivenöl, belegt mit Tomatenstücken. Freselle sind süditalienisch. Neapel erhebt darauf keinen Universalanspruch. Meine Schwiegermutter ausgenommen. Mit ihr streite ich seit Jahren über deren Ursprung. Für mich ist das Kalabrien/Sizilien. Zweifach im Ofen gehärtet wird dieses Brot haltbar gemacht. Früher ein aus der Not geborenes Essen für Fischer oder Seeleute. Und für schlechte Zeiten.

Zutaten:

  • 1kg Weizen- oder Weizenvollkornmehl
  • 30g frische Hefe
  • etwas Salz
  • wenig Wasser

Aus den Zutaten knete ich (immer noch von Hand) einen geschmeidigen Teig, wobei ich nur nach und nach etwas warmes Wasser dazugebe. Das dauert ungefähr eine halbe Stunde. Zugedeckt lasse ich den Teig dann in einer Schüssel eineinhalb Stunden gehen.

 

Freselle 02Freselle 04

Freselle 06Freselle 07

 

Ich teile den Teig in 12 Stücke, die ich zunächst zu Kugeln forme. Diese ziehe ich dann vorsichtig, wie Du oben auf dem Foto siehst, in die Länge. So 10 bis 15 cm. Eher 15. Glaube ich. Die decke ich ab, und lasse sie eine weitere Stunde gehen.

Danach ziehe ich die Teigstränge nochmal um das doppelte in die Länge und schließe sie zu Kringeln, wie Donuts. Die kommen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech und müssen (Geduld!) eine weitere Stunde abgedeckt gehen. Ich heize den Ofen auf 200 Grad vor. Die Kringel backe ich für 10 Minuten, nehme sie raus und lasse sie auf einem Gitter abkühlen. Dann schneide ich sie durch, wie (siehe Bild) und backe sie insgesamt 1 Stunde(30 Min. bei 180 Grad, weitere 30 Minuten bei 140 Grad.

Am Ende haben sie eine schöne goldbraune Farbe, und sind echt hart. Optimal für Panzanella. Oder auch nur so. Zwischendurch. Wenn Du gute Zähne hast. Olivenöl zum Beträufeln, sowie Rotwein für den Gaumen und die ein oder anderer Kleinigkeit dazu erleichtern das Kauen.

 

Freselle 08

Ach so: Sie werden übrigens besser mit Weizenvollkornmehl. Ich hatte leider keines da, was regen Anlass zu Diskussionen bot. Sollen die sich doch ihre Sachen demnächst selber backen, oder???

12. Januar 2010

After-Christmas-Post, die Zweite – in der Weihnachtsbäckerei: Struffoli napoletani

Bereit? Ok.

Wir tun heute mal so, als sei der 22. Dezember 2009. Vormittags. Wir stehen in meiner Küche, und ich weihe Dich in das Mysterium des “Wieso? Wie immer…” ein. Das geheimnisvolle Festessen des Herrn P. aus N. Es beginnt mit der Weihnachtsbäckerei. In Kampanien gibt es nicht diese Weihnachtsplätzchen wie hier. Neben dem Panettone, oder Pandoro (beide von den Polentoni importiert) gibt es in jedem neapolitanischen Haushalt zu Weihnachten Struffoli [:e’ schtruffele:]. Sie sind das typischste Gebäck zum Fest. Böse Zungen behaupten, dass der Ursprung dieser kleinen Kügelchen parthenopisch sei. Also aus der Zeit als Bella Napoli gegründet wurde. Von den Griechen. Wir sagen das jetzt mal nicht meiner Schwiegermutter. Ich will meine Ruhe haben.

Natale 2009 294

(Wenn ich ehrlich bin, würde ich mich in Echtzeit jetzt gerne ums Bloggen herumdrücken. Der Herr Peppinello raucht immer noch nicht. Ich leider schon. Am Rechner besonders viel, was ewig zu Diskussionen führt. Irgendwie komisch, dass mein Laster den Herrn Peppinello vor 23 Jahren noch nicht gestört hat. Vermutlich weil ich da noch keinen Rechner hatte…)

Zutaten:

  • 1 kg Weizenmehl Typ 00
  • 1 EL Zucker (Robert schreibt bei EL immer Elf, was ich entzückend finde)
  • 1 TL Salz
  • abgeriebene Schale von einer Zitrone
  • 10 Eier (ja, Du hast richtig gelesen)
  • 100g warme Butter
  • Pflanzen- oder Sonnenblumenöl zum frittieren

Außerdem:

  • 1 kg Honig
  • 4 EL Zucker

Meine Kitchen-Aid ist immer noch nicht aus Rheda-Wiedenbrück (ich hasse diesen Ort mittlerweile) zurück. Dort befindet sich die einzige Servicestation Deutschland für diese lebenswichtige Apparatur. Also knete ich den Teig von Hand.

Natale 2009 120

Ich siebe das Mehl durch, füge Salz und Zucker hinzu und reibe die Zitronenschale rein. Dann knete ich das Ganze mit der Butter und dem Zucker zu einem geschmeidigen Teig. Das dauert ungefähr 20 Minuten, in denen mir die Oberarme anschwellen (ganz zu Schweigen vom Hals). Ich seufze mehrmals leise. Dann auch laut, aber keine hört mich, denn ich bin allein zu Hause. Den Teig lasse ich 1 Stunde abgedeckt ruhen. In der Zwischenzeit bereite ich einen Hefeteig vor. Den brauche ich am nächsten Tag für andere Sache, Erfährst Du schon noch.

So. Die Stunde ist um. Ich nehme nun von dem Teig kleinere Stück ab. Daraus forme ich fingerdicke Rollen, die ich in kleine Stücke schneide. Ungefähr 1 cm. Ist gas Gleiche Prozedere wie bei Gnocchi, nur ist dieser Teig hier geschmeidige und klebt nicht. Aber genau wie bei den Gnocchi rolle und schneide ich, und der Teigberg wird nie weniger. Es dauert ewig. Ich erfinde eine neue sportliche Disziplin: Synchronrollenschneidenfrittieren.

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Man muss eben multifunktional sein, heutzutage. Ich gebe reichlich Sonnenblumenöl in meine Frittiertopf und erhitze es, bis es Bläschen schlägt. Frag mich jetzt nicht, wie viel Grad das sind. Ich schätze so 180. Mit der Fritteuse könnte ich das eher feststellen, aber ich hasse dieses Ding. es steht mit vielen anderen unnützen – von mir angeschafften Kuchengeräten – ganz oben im Schrank. (Da, wo ich nie putze, weil ich ohne Leiter nicht drankomme, und mich damit herausrede, dass ich Höhenangst habe.)

Die Struffoli frittiere ich portionsweise goldgelb, hebe sie mit dem Schaumlöffel heraus, und lasse sie auf Küchenkrepp abtropfen. Während der Weihnachtstage werde ich insgesamt 8 Rollen Küchenkrepp verbrauchen…

Natale 2009 126

Irgendwann sind alle Teigstückchen verbraten, also frittiert, meine ich. Ich schmelze nun den Honig mit dem Zucker im Wasserbad, bis er ganz dünnflüssig ist.  Damit tränke ich die Struffoli und gebe sie auf einen großen flachen Teller. Traditionsgemäß werden sie so serviert. In Ringform. Ich will wissen, wieso eigentlich, und rufe meine Schwiegermutter an. Ja. Ab und zu rufe ich sie an. Was nicht heißen soll, dass sie mich vorher nicht schon mindestens 10 Mal angerufen hat. Vor christlichen Festtagen sogar öfter…

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Genau weiß sie das auch nicht, sagt sie. L’usanza e questa. Es hat wohl was mit einer Goldkrone zu tun. Oder einem Heiligenschein. Oder dem hellen Stern (über Bethlehem zeig’ uns den Weg) Keine Ahnung. Den Teller, den Du da oben siehst, den bringe ich zu meiner Schwiegermutter. Vorher werde ich ihn mit diesen bunten kleinen Zuckerkügelchen bestreuen, denn das muss wohl so sein.

Die Struffoli für mich fülle ich in gefällige kleine Förmchen aus Papier und dekoriere sie mit farblich passenden Zuckerperlen. So sind alle zufrieden.

Struffloli sind kein kulinarisches Highlight. Sehr süß. sehr klebrig. Aber: Sie gehören in Neapel zum Weihnachtsfest, wie das Kind in die Krippe.

  • Morgen geht es weiter.
  • Bis Karneval bin ich mit Weihnachten durch.
  • Blogtechnisch.

P.S.: In Echtzeit hier die Antwort auf alle Kommentare zu meinem Post von gestern: Ich glaube, dass es viel schwerer ist ein Buch zu schreiben, als hier im Blog irgendwas hin zu kritzeln. Ehrlich. Es artet nämlich dann in Arbeit aus.

11. Januar 2010

After-Christmas-Post, die Erste - “Sie haben Ihren Bestimmungsort erreicht…”

Warum der Post diesen blöden Titel hat, erkläre ich Dir später. Zuerst einmal: Ein Frohes Neues Jahr. Ein wenig verspätet, ich weiß, aber ich habe mich in den letzten Tagen ums Bloggen herumgedrückt. Habe ich doch vor Weihnachten groß angekündigt, über Selbiges zu schreiben. Natürlich habe ich 75.485 Fotos gemacht, und 99% Prozent davon wieder gelöscht. Meine Familie wundert sich inzwischen darüber, dass es keine stimmigen Bilder von den kleinen Peppinellis unterm Weihnachtsbaum gibt. Auf fast allen Bildern Lebensmittel….

Wie fange ich nun an mit meinem After-Christmas-Post? Und wie lang wird er werden? Diese Frage ängstigt mich viel mehr, denn ich weiß die Antwort darauf: LANG.

Sitzt Du bequem? Gut. Ich kurbele mal die Zeitmaschine an und katapultiere uns zurück zum 8. Dezember 2009. Solltest Du nicht katholisch sein, sondern ein Heidenkind, oder Scientologe, oder Zeuge Jehovas: An diesem Tag ist Maria Unbefleckte Empfängnis (lach’ nicht!). Auf Italienisch heißt das Immacolata Concezione di Maria Vergine. An diesem Tag werden in Italien, und vor allem in Neapel die Krippen aufgebaut. Es gibt ein Viertel in Neapel, in dem sich dicht an dicht Geschäfte drängen, die entsprechendes Zubehör verkaufen.In einer italienischen  neapolitanischen Krippe tummeln sich in riesigen beleuchteten (natürlich bunt) Landschaften nicht nur alle möglichen Schuster, Bäcker, Schmiede und sonstige Handwerker, sondern auch Personen öffentlichen (Un)Rechtes wie Herr Berlusconi oder der Papst. Oder Diego Maradona. Und Luciano Pavarotti. Und kleine Figuren aus Überraschungseiern. Und Mutter Teresa. In diesem Jahr auch erstmalig Michael Jackson… Das glaubst Du nicht? Dann guck’ mal hier. Es sieht eher aus wie die Darstellung eines Kuriositäten-Kabinetts. Finde ich. Aber ich habe natürlich gar keine Ahnung von Traditionen. Sagt der Herr Peppinello.

Die Krippe. Natürlich haben auch wir eine. Sie ist ungefähr 120 cm lang und 70 cm hoch, und somit erbärmlich gegen alles, was Neapel so zu bieten hat. In unserer Scheune, die natürlich der Herr Peppinello mit dem kleinen Peppinello aufbaut (Ich verrichte nur niedere Tätigkeiten, wie zum Beispiel Verlängerungskabel besorgen. Außerdem darf ich die Krippe im Januar wieder abbauen, verpacken und verstauen. Immerhin.) Ich bestehe darauf, dass der Stall zunächst leer bleibt. Lediglich ein Hirtenjunge und einige Schafe, sowie zwei Enten (in der Dachgaube) dürfen rein. Die Drei Könige bleiben zunächst in einem kleinen Karton, eingewickelt in Küchenpapier. Genauso das Christuskind, welches ich heimlich in einer Schublade verschwinden lasse. Ich ermahne den Herrn Peppinello, auch bloß mit daran zu denken, wo der Heiland zwischengelagert ist. Es hat nämlich schon Jahre gegeben, in denen wir beide völlig unentspannt in der Heiligen Nacht, so gegen Viertel nach Drei das Kind suchten.

Der Herr Peppinello beleuchtet die Krippe. Bunte Lampen habe ich ihm untersagt. Ich weise ihn erneut darauf hin, dass weniger oft mehr ist, und das Maria zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich nicht sehr erfreut wäre, wenn sie während der Niederkunft mit einhundert Watt in Regenbogenfarben angestrahlt würde.

Krippe 01 Krippe 02

Der Herr Peppinello findet mich blasphemisch, wenn ich so rede.

Der kleine Peppinello stellt einen Ochsen in die Krippe. Wie jedes Jahr sage ich: “Der gehört da nicht rein.” Und wie jedes Jahr antwortet der Herr Peppinello: “Jetzt stell’ dich nicht so an, Du weißt doch, dass der Esel kaputt ist.” Stimmt. Der Esel verlor vor einigen Jahren zunächst ein Ohr. Vergangenes Jahr erlag er an Weihnachten einer tödlichen Verletzung (Genickbruch), beigebracht durch Dauerbeschuss mit Kanonenkugeln aus einem Playmobil-Piratenschiff. Nun gut. Ich kann mit dem Rindvieh leben. (Ein Schelm, der jetzt Böses denkt….)

Am Abend machen sich Maria und Josef auf den Weg nach Bethlehem. Sie müssen unsere knapp 4 Meter lange Fensterbank überwinden, um dann – über einen Beistelltisch mit einer Buddha-Figur – endlich das Sideboard zu erreichen, auf dem die Krippe steht. Das ist Aufgabe des kleinen Peppinello. Er schiebt die Beiden jeden Tag ein kleines Stück vorwärts. Maria lächelt während des Marsches selig, was ich nicht ganz nachvollziehen kann, da sie den ganzen langen Weg auf Knien robbt.

Natürlich findet der Herr Peppinello auch diese Äußerung gotteslästerlich.

Krippe 03 Krippe 04

Irgendwann, kurz bevor das junge Paar an Buddha (oben im Bild) vorbeikommt, schließt sich ihnen ein Eisbär an. Ich schlussfolgere ergo, dass sie ohne Navigationssystem unterwegs sind. Wenn Sie von Nazareth über den Nordpol und China nach Bethlehem reisen, ist da irgendwas schiefgelaufen…. Vermutlich diente der Esel in früheren Jahren als Navi. Mich nervt der Eisbär. Ich entferne ihn mehrfach von der Fensterbank, und stelle ihn auf unser Adventsgesteck – aber schwuppdiwupp ist er bald wieder bei Maria. Vielleicht als Bodyguard, oder so. Ich verkneife mir weitere Bemerkungen, denn ich befürchte, das andernfalls in der nächsten Zeit Horden von wilden Tieren und  Indianern das Heilige Paar umzingeln.

In der darauffolgenden Woche singen wir gefühlte 734 Mal “In der Weihnachtsbäckerei” und “Stern über Bethlehem”. Der kleine Peppinello will wissen, wann wir denn endlich mit der echten Weihnachtsbäckerei beginnen. Ich probiere diverse Ablenkungsmanöver. Eines davon ist das Schreiben eines Wunschzettels an den Weihnachtsmann.  Da der Kleine ist in der ersten Klasse malt er den Wunschzettel aus. Das Schreiben übernimmt meine Freundin Alex. “Nach Diktat verfasst”, sagt sie, und übergibt mir die Wunschliste. “Ho-Ho-ho”, denke ich. Er hat wahrhaftig kein elektronisches Spielzeug ausgelassen. Von der Wii über die Play-Station bis zur X-Box und dem i-Phone (!!!!) ist alles vertreten. Schonend bereite ich den kleinen Peppinello darauf vor, dass der Weihnachtsmann diese ganzen Sachen nicht mehr vorrätig hat. Er guckt komisch, sagt aber nichts. Am späten Nachmittag sitzen wir vor dem Fernseher und sehen Sponge-Bob, den grenzdebilen Schwamm.

Dann kommt Werbung. Der kleine Peppinello begeistert sich sofort für eine Kinder-Digitalkamera, die alles mögliche kann. (Ich notiere das in meinem Hirn.) Die folgende Reklame ist von einem Mobilfunkanbieter. Die Tochter irgendeines Idioten glaubt nicht mehr so richtig an den Weihnachtsmann und er engagiert via Facebook seinen Autoschrauber nebst Rentier (Mops mit Plüschgeweih). Du kennst die Werbung, oder? Der kleine Peppinello glotzt gespannt auf die Mattscheibe – manchmal sieht er genau aus wie sein Vater – und ich befürchte schon, dass ich mich gleich der großen Weihnachtsmann-Lüge stellen muss, als er sagt: “Wie doof. Als ob das Rentier (!!!) telefonieren kann. Das kann doch mit seinen Hufen noch nicht mal wählen.” Puh. Ich verkneife mir dermaßen das Lachen….

Weitere Tage vergehen. Je näher das Fest rückt, desto öfter werden wir gefragt, was es denn dieses Jahr bei uns zu Essen gibt an Weihnachten. Der Herr Peppinello versteht die Frage nicht. Nicht akustisch, sondern sinngemäß. Stets beantwortet er sie mit: “Wie immer, wieso?” Er weiß natürlich ganz genau, das die Frager nicht wissen, was “wie immer”, sein soll, nämlich das, was der Herr Peppinello an jedem Weihnachtsfest seines Lebens aß, seitdem ihm die Milchzähne eingeschossen sind. Nee, stimmt nicht. Zwei Mal folgten wir an irgendeinem Weihnachtstag  Einladungen. Einmal gab es abgezählte Gambas (3 für jeden), woanders  Fondue chinoise…..Wir gingen früher nach Hause als geplant, und im Auto war ich dann alles schuld. Seitdem verschanzt der Herr Peppinello sich von Heiligabend bis Silvester daheim.

La Vigilia (Heiligabend) rückt näher. Maria und Josef sind schon auf der linken Ecke des Sideboards angekommen. Ich mache mich an die Vorbereitungen. Am Vierundzwanzigsten Dezember wird der Eisbär in ein Gehege neben dem Stall gesperrt. Vorsichtsmaßnahmen bezüglich der werdenden Mutter. Maria und Josef tun den letzten Schritt.

Krippe 06Krippe 05

“Sie haben Ihren Bestimmungsort erreicht”, schnarrt der kleine Peppinello mit Automatenstimme und äfft dabei unser Navigationssystem nach, als er die Beiden in der Krippe platziert.

Halleluja. Ich mache im Stillen drei Kreuze, denn nun fängt die Hektik erst richtig an. Die Hektik will ich mit Dir teilen. Es ist aber viel. Zuviel für einen Post. Deshalb:

To be continued.

Domani. Versprochen.