Vielleicht sollte ich zunächst mal übersetzen. ‘A marenna ist neapolitanischer Dialekt. Im normalen Italienisch heißt das la merenda. Und auf Deutsch wohl irgendwie “Zwischenmahlzeit”. Nee. Hier wäre das übersetzt so was wie Pausenbrot, oder irgendwas für unterwegs oder zwischendurch. Aber Pausenbrot und Abendbrot sind bei uns eben oft ohne Selbiges mit Leberwurst.
“Morgens halb Zehn in Deutschland – Knoppers, das kleine Frühstück”, fällt mir da gerade ein. Gut. Jetzt erst mal ein Bild von meiner marenna.
Panzarotti sind das, was in Neapel nu sfizio genannt wird. Ein “Sfizio” ist: Du bist in der Stadt einkaufen. Da befällt dich der kleine Hunger Zwischendurch. Du hast Appetit auf irgendwas, nichts Großes, aber lecker soll es sein. Eine marenna. Blöd zu erklären. Der Pons übersetzt das Wort sfizio mit Laune, und merenda mit Imbiss. Passt.
Jetzt sagst du: Das ist eine Kartoffelkrokette. Richtig. Eine gefüllte “Croque”. Im Gegensatz zur gemeinen deutschen Kartoffelkrokette wird der Panzarotto aber nicht als Beilage (Kartoffelersatz) serviert. Panzarotti werden solo gegessen. Auf die Schnelle auf der Hand. In Neapel gibt es Straßenverkäufer, die Panzarotti neben Pizza fritta und o pere e o muss anbieten. Friggitoria heißen diese Buden.
Friggitoria Fiorenzano, Via Pignasecca 14, Napoli
Leider sind wir hier nicht in Neapel. So müssen wir uns unsere Panzarotti selber machen. So geschehen am Samstag. Wir essen die Panzarotti auf die Schnelle, wir wollen nämlich auf das Mittelalterfest. Samstag/Sonntag in meiner Stadt. Ich liebe das. Alles voller Fraukes und Bernhards. Und vielleicht auch Hans-Werner, wenn er nicht gerade in eine tiefe Depression verfallen ist. (Habe dich verlinkt, Hans Werner, wie versprochen – eine Frau, ein Wort)
Schnell die Zutaten für 20 Panzarotti napoletani (immer circa):
- 1kg mehlig kochende Kartoffeln
- 4 Eigelb
- glatte Petersilie, gehackt
- kleingeschnittene Salami (im besten Fall Napoli)
- insgesamt 150g Mozzarella und Scamorza
- Salz und Pfeffer
- Mehl, Ei und Semmelbrösel zum panieren
- Sonnenblumenöl
Die gekochten Kartoffeln werden, noch warm, durch die Presse gedrückt, und mit allen Zutaten vom Bild vermengt. Es entsteht ein Kartoffelteig, der an den Händen klebt, ganz so wie ich es hasse. Ich werde nervös, wenn mir alles an den Fingern pappen bleibt. Ich schreie also vom Lädchen (Küche) nach oben (Schloss Peppinelli), das Fräulein Peppinella soll sofort runterkommen und fotografieren. Weil ich sonst die Kamera, mit der ich eh schon nicht so dicke bin, versaue.
Hier siehst du, wie ekelig der Teig klebt. Und natürlich wie ich die Panzarotti forme. Eigentlich sollte Fräulein Peppinella daraus ein kleines Filmchen machen. Es wird aber nicht so, wie ich will. Mit den Kartoffelteighänden kann ich leider nicht so recht dazwischen fuchteln. Außerdem sagt sie irgendwann: “Kannst ja alleine weitermachen.” Ich lasse das stehen. Merke es mir aber. (So bin ich.)
Die Kartoffelzylinder sind ungefähr zehn Zentimeter lang, und haben einen Durchmesser von keine Ahnung. So, dass sie gut schließen, ohne das die Füllung beim Frittieren rauskommt. Ich müsste mal meine Handinnenfläche bis zur Hälfte der Finger nachmessen. Sie werden nacheinander in Mehl, Ei und Semmelbrösel gewälzt. Eine weitere klebrige Angelegenheit. Das macht mich immer nervös.
Nun werden die Panzarotti in sehr heißem Öl nacheinander frittiert. Am besten gibt man immer nur 3 Stück ins Öl. Sie gehen sonst immer schon in der Pfanne kaputt.
Hier sind sie dann schon fertig. Goldbraun und scheiß-heiß. Wir essen die ersten direkt vom Abtropfpapier. Fräulein Peppinella verbrennt sich die Schnute. ich verbrenne mir zum x-ten Mal die Hand am Frittiertopf, weil ich die Henkel ohne Topflappen anfasse. Schöne Brandblase an der linken, noch nicht vermessenen Handinnenfläche.
Ich muss mich nun husch-husch fertigmachen fürs Städtchen. Das Mittelalterfest ruft. Den Herrn peppinello schicke ich noch schnell zu seiner Mutter, mit einem Teller Panzarotti. Am Abend wird sie mir telefonisch mitteilen, dass sie nach dem Mittagessen fünf Stück verzehrt hat. Aus “Sfizio”.
Eigentlich stören hier ja nur die Rezepte. Und die Bilder. In Wirklichkeit willst du doch nur wissen, wie es auf dem Mittelalterfest denn so war, richtig? Also. Es war wieder mal Granate. Das Mittelalterfest vor zwei oder drei Jahren, war Geburtsort und –stunde für Familie Frauke-Bernhard-Nils-und-Nele. Deshalb muß ich da auch jedes Jahr wieder hin, um Feldstudien zu betreiben. Dieser Post heute, würde allerdings zu lang werden, und die Peppinellis bekämen dann heute kein Abendessen. Das kann ich aber nicht machen. Da sind sie sehr eigen, die Peppinellis.
So viel sei schon mal gesagt:
- Herr Peppinello und ich streiten uns (wie immer) auf dem Mittelalterfest. Weil ich so viel lache, und er nicht versteht warum.
- Er sagt, ich sei nicht mehr richtig im Kopf, und soll die Leute nicht so anglotzen.
- Ich glaube, Frauke legt dort Karten.
- Es gibt Mittelalter-Band-Groupies. Und was für welche!
- Ich konnte Hans-Werner nirgends entdecken. Er hat vermutlich von Mutti Stubenarrest bekommen.
Ein Bericht über das Fest wird folgen. Eventuell auch ohne Rezept, außer zum Glücklichsein
An dieser Stelle bedanke ich mich übrigens herzlich bei Kathi und ihrer kunterbunten Welt. Sie scheint meinen bösen anonymen Hans-Werner gut zu kennen. Weiß sie doch zu berichten, dass er sich von Lakritzeschnecken ernährt.