Gestern.
Und dieses Mal mache ich ernst. Es gibt hier bis Ostern kein Fleisch mehr. Das Fräulein Peppinella nimmt meine Ankündigung gelassen hin, will heißen, sie ignoriert meine Ansage schlichtweg. Dem kleinen Peppinello kommt das gelegen. Er mag am liebsten Obst, Gemüse, Salat, Brot. (Ich lüge nicht. Es gibt Kinder, die sich freiwillig so ernähren, auch wenn sie nicht Nils und Nele sind).
Für den Herrn Peppinello ist das Auslegungssache, mit der Fastenzeit. Rindssuppen, Tafelspitz und Beinscheiben zählen für ihn nicht zur Kategorie Fleisch. Scharfe Salami und Schinken oder Speck auch nicht. Worauf hin ich korrigiere.
“Gar kein Fleisch. Fisch schon, oder mal eine kleine Wachtel, aber sonst: niente, caro!”
Er sagt: “Spinnst Du?” “Nö.” Es entbrennt ein längerer Disput über die Vor- und Nachteile des Fastens. Aus religiösen Gründen. Aus gesundheitlichen. Einfach mal so. Das Gespräch endet mit einem ätzenden: “Hör’ mal lieber auf zu qualmen.” (an mich gerichtet).
Ich schnappe meine Einkaufstasche und keife beim Verlassen des Hauses etwas Fieses (Berlichingen). Weil ich ja nun nicht zum Metzger muss, fange ich beim Türken an, wo ich Rapa (Stängelkohl) kaufe und Quitten. Und Auberginen. Ich habe nämlich für die nächsten Tage schon so eine Art Essensplan ausgearbeitet. Im Planen bin ich immer groß. In der Umsetzung meist nicht so. Danach fahre ich zu meinem Lieblings-Gemüsehändler. Da steht dann neben horrend teuren Artischocken der Mönchsbart.
Mein herz schlägt Purzelbäume. Barba di frate (oder auch Agretto) habe ich hier noch nie, nie, nie gesehen. Kenn ich nur aus Italien. Frische Tagliolini mit Speck und Tomaten dazu. Großartig. Hundert Gramm kosten zwei Euro. Naja. Ich nehme ein Bündelchen zu 300 Gramm.
Zutaten für vier Peppinellis:
- 300g Mönchsbart
- 2 Tomaten
- 1 Knoblauchzehe
- 1 Zwiebel
- etwas gewürfelter Speck (gestern war noch keine Fastenzeit)
- Olivenöl
- Salz und Pfeffer
- Pecorino toscano zum Reiben
- 480g von Herrn Peppinellos Tagliolini freschi
Zurück zu Hause, wedele ich stolz mit dem Kraut vor Herrn Peppinellos Nase rum. Er steht an seiner Nudelmaschine (kommt mir gelegen). Hat aber jetzt richtig schlechte Laune. Er isst den Scheiß nicht, sagt er, ohne hin zu schauen. Und ignoriert mich. Ich sage: “Um so besser!” Dann hole ich die Kamera, fotografiere seine Nudelproduktion. Er sieht so aus, als würde er mir gleich an die Gurgel gehen. das wiederum ignoriere ich. So arbeiten wir wortlos nebeneinander.
Der Mönchsbart hat an den unten kleine holzige Enden mit sandigem Wurzelwerk, und muss also gründlich gewaschen werden. Danach blanchiere ich ihn so ungefähr für 10 Minuten in leicht gesalzenem Wasser. Das Kochwasser bewahre ich für die Nudelsoße auf. In einer Kasserolle dünste ich die Zwiebeln und den Knoblauch in Olivenöl und gebe die gewürfelten Tomaten, sowie den Speck hinzu. Außerdem setze ich schon mal das Nudelwasser auf. Der Herr Peppinello beobachtet alles aus dem Augenwinkel. Schließ grabscht er in das Sieb, indem das Gemüse abtropft. Und probiert. Seine Augen weiten sich.
“Sag’ mal, das ist doch…? Wo hast Du das denn her?” ich grinse selbstzufrieden. “Ob das hier überhaupt jemand kennt?”, sinnt er nach. Ich habe natürlich schon gegoogelt, und verweise auf Robert und Jutta Lorbeerkrone. Der Herr Peppinello bloggt zwar nicht. Robert ist ihm jedoch geläufig. (“Einer der beiden Schweizer. Der Ältere, nicht der Italiener”. So merkt er sich das.) Friede kehrt ein.
Als das Nudelwasser kocht, gibt er die Tagliolini hinein. Ich gebe die Barba die frate zu den anderen Zutaten in die Pfanne und gieße etwas von der Kochbrühe an. Wir können es kaum erwarten.
Jetzt schnell die Pasta abseihen und kurz in der Pfanne mit schwenken. Finito
Weil alles so schön ist, greif ich das Fasten-Thema für die nächste Stunde nicht mehr auf. Beim Essen versuchen wir zu beschreiben, wonach Mönchsbart schmeckt. das Fräulein Peppinella mein schließlich, dass es eine Ähnlichkeit hat, mit den Blättern und Blüten von Zucchini. Der kleine Peppinello tippt auf den iberischen Meeresspargel, mit dem wir unsere Doraden füllen.Und das stimmt beides, oder auch nicht. Finden wir.
Jetzt halt mal die Augen auf, und guck, ob es bei die auch Mönchsbart gibt. Oder vielleicht “Cuccuziedde” e “tenerumi”. davon träume ich immer. Wenn ich mal welche finde, siehste was es ist.
den
Fürs Fasten kann ich mich gar nicht begeistern, für fleischfreie Kost gelegentlich schon. Diesen Mönchsbart würde ich sehr gerne mal versuchen. Den habe ich bei dem älteren der beiden Schweizer, also nicht bei dem Italiener, auch schonmal gesehen.
AntwortenLöschenIch hab ja auch beschlossen, den Fleischkonsum einzuschränken, was genau so auf gegenliebe getoßen ist wie bei dir! Als ich dem Herrn Kampi dann noch verklickern wollte, dass ich das schöne Bauernkaninnchen einfrieren werde, für Ostern, wollte er gar streiken. Hab ihn aber heute Mittag mit einem Frühlingsgemüse-Risotto versöhnt!
AntwortenLöschenDein Mönchsbart würde mich ja echt mal interessieren. Hab hier allerdings keine Chance, an sowas ranzukommen. Gelesen hab ich ja schon davon. Hab ihn aber noch nirgendwo gesehen, geschweige denn gegessen. Vielleicht klappts ja mal...
Und übrrigens find ichs schön, dass du jetzt wieder öfter bloggst!
Beneidenswert, daß Fräulein Peppinella den Geschmack von Zucchiniblüten kennt. Ich hab in meinen 33 Jahren noch keine auf dem Teller gehabt. *schäm*
AntwortenLöschenViel Erfolg bei Deinem Vorhaben!
Ich bin auch besser im Planen als im Umsetzen von Kochaktivitäten.
WO ist dieser Gemüsehändler??
AntwortenLöschenendlich mal etwas, was bei uns billiger ist. Ich halt schon mal die Augen nach tenerumi offen :-)
AntwortenLöschenAHA! So bereitet man das also zu. Ich hatte letztes Jahr mal Mönchsbart am Viktulienmarkt entdeckt und fragte den Verkäufer, was man damit wohl macht. "Na, kochen halt," sagte er grinsend. Danke auch.
AntwortenLöschenLustig, jetzt kommen se alle damit um die Ecke...grad eben hab ichs noch beim German Abendbrot gelesen, daß sie es vom Viktualienmarkt mitgenommen hatte: http://germanabendbrot.wordpress.com/
AntwortenLöschenIch weiß, was ich am Sa. zu tun habe, Vikimarkt, ich komme!
Danke pepinella, endlich weiss ich was frau mit diesen grünen dingern tun kann, bis jetzt wusste ich nie so recht für was die gut sind... tönt verlockend dein rezept (ausser den speck, den gibts bei mir nie auch ausserhalb der fastenzeit nicht) wird nächstens probiert und schön kann man wieder von dir lesen...:-)
AntwortenLöschenWatt is´n hier los? Haste Sabbelwasser getrunken? 2 Posts in sooo kurzer Zeit!! Klasse Gemüse, hätt ich auch gern!
AntwortenLöschenFrau Mestolo nachäffend: WO?
AntwortenLöschenWird mein Niederrhein am Ende noch gemüsekulinarisch ergiebig?
Der Gemüsestand heißt "Straeter und Söhne", Kaiser-Friedrich-Straße/Ecke Friedrich-Ebert-Platz, Neuss
AntwortenLöschenDanke sehr.
AntwortenLöschenGrazie per la ricetta! Sieht zumindest ganz lecker aus. Werde ich wohl demnächst nachkochen.
AntwortenLöschenWenn ich Dein Rezept lese... also : HO FAME!!!
AntwortenLöschenIch würde deine Cration sehr gerne nachkochen, doch ich habe keine Ahnung, was Mönchsbart ist, und schon gar nicht, wo man den bekommt. Wonach schmeckt der denn? Also das würd mich jetzt wirkich interessieren.
Tanti saluti
Susann
Ich würde auch gerne dein Rezept nachkochen, leider weiß ich auch nicht, wo man den Mönchsbart bekommt ...kann man vllt stattdessen was anderes,was ähnlich lecker ist nehmen?
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