Eigentlich wollte ich das gar nicht hier in Peppinella's Küche posten, sondern im Nebenzimmer, also in diesem "all about peppinella"-Blog, wo eh nix steht. Ich hab' mich dann doch anders entschieden. Bevor Du jetzt anfängst zu lesen:
Es ist sehr, sehr lang...
Mein Geburtstag war am 5. Dezember. Also am Freitag. Ich beginne nun aber mit einem längeren Prolog, um die nachfolgenden Geschehnisse besser verständlich zu machen.
Es ist Mittwoch (3.12.08).
Der Herr Peppinello und ich planen eine Feier für ca. 60 Personen. Essen, trinken, alles drum und dran. An meinem Geburtstag, aber nicht anlässlich desselbigen. Herr Peppinello und ich verdienen unsere Brötchen nämlich seit vielen Jahren im Gastgewerbe. Es gibt strikte Aufgabenteilung, wobei die Qualitäten und Arbeitsweisen des einen oftmals angezweifelt werden vom anderen (et vice versa). Wir müssen also eine sehr große Menge an Lebensmitteln einkaufen. Bereits bei den Vorgesprächen ("Was machen wir?") beginnen heftige Diskussionen. Die meisten der Fragen des Herrn Peppinello sind rhetorischer Natur, und verlangen lediglich Zustimmung. Er plant, er weiß wieviel wovon und wo und überhaupt. Ich kann nur sehr schlecht kalkulieren, und wüsste auch niemals, welche Menge einer bestimmten Zutat ich für eine größere Menschenmenge bzw. deren Mägen ordern müsste…Über die Küche bestimme ich nur zuhause, bei der Arbeit ist sie sein Reich, ich kümmere mich um den Service. ABER: Zu bestimmten Anlässen ist es unumgänglich, dass ich mitarbeite, in eben jener Küche des Herrn Peppinello. (Es gibt häufiger Schreierei, aber das ist in jeder Gastro-Küche so.)
Nachdem wir uns einigermaßen über die Speisenfolgen geeinigt haben, fahren wir zum Großhandel, der alles hat (zu Deutsch: Metro). Dort streiten wir uns mehrfach. Herr Peppinello lässt mich im Bereich "Käse" stehen, um irgendwas anderes zu holen und sagt: "Stell' schon mal die Käseplatten zusammen." "Im Leben nicht…", fauche ich, denn wenn ich sämtliche Sorten aussuche, die mir sehr gefallen, wäre die komplette Preiskalkulation im Eimer. Er weiß das. Ich weiß das auch, will es aber nie wahrhaben.
Zwischen Gang 11 und 13 (Kaffee, Tee und Süßwaren) sagt Herr Peppinello: "Ich schenke dir übermorgen nichts. Du meckerst sowieso jedes Jahr." Ich antworte (schnippisch): "Ich will auch gar nichts!" "Siehst du! Jetzt bist Du schon wieder beleidigt.", brummt er. Daraufhin gebe ich (schnippisch) zurück: "Was ich mir wünsche, kriege ich sowieso nicht." Er stutzt. "Ist es diese Tasche von Dings?" (Er meint Louis Vuitton.) "Nein." Er überlegt. "Willst Du immer noch den Ring von Dingens?" (Er meint Bulgari.) Ich schüttele mit dem Kopf. "Noch teurer?", fragt er. Ich zögere, und sage: "Die gleiche Preisklasse, glaube ich…" Er fragt daraufhin noch einige Sachen, will wissen, ob es ein Einrichtungsgegenstand ist, worauf ich schließlich erwidere: "So in der Art!" Und dann kommt ihm die Erleuchtung. "Du brauchst diese blöde Maschine nicht", sagt er kurz angebunden. (die blöde Maschine = Kitchen-Aid). Ich bin beleidigt und zische: "Siehst Du…" Wir gehen schweigend weiter.
Wir verbringen einige Stunden in der Metro, was meine Schuld ist. Herr Peppinello kauft gezielt ein; ich schweife immer wieder ab, hole 15 kg Waschpulver für den Privatbedarf, die Ossibuchi, muss noch mal zehntausend verschiedene Servietten begutachten, kann mich nicht entscheiden, rieche an allen Kräutern der Welt, muss einen Moleskine-Wochenplaner 2009 für 20 Euro haben, will die teure Kapuzinerkresse mitnehmen und schmachte eine Kitchen-Aid an (die ich nicht brauche).
Wir fahren nach Hause, laden aus, ordnen, ich koche, wir essen. Herr Peppinello muss danach noch mehr einkaufen (allein).
Zeitsprung. Es ist Donnerstag (4.12.08).
Wir starten mit den Vorbereitungen. Ich hübsche den Gastraum weihnachtlich auf. Versuche allen Sitzplatzreservierungen gerecht zu werden..(Gruppe x möchte mit Gruppe y sitzen etc.) Tische werden hin und her geschoben. Es passt nicht. Ich schreibe später allen Familien mit Kindern e-mails, in denen steht, das selbige ggf. an separaten Tischen sitzen müssen, damit Mamas und Papas mit anderen Mamas und Papas …usw..usw). Ich verliere mich in weiteren Kinkerlitzchen, wie z.B. Kerzen 30 Mal jeweils zwei cm nach links oder nach rechts zu schieben. Ich suche die Buttermesser und die Käsemesser, entdecke dabei, dass schon wieder Fischbestecke verschwunden sind.
Herr Peppinello bereitet unterdessen in seiner Küche die Dinge für das normale Abendgeschäft vor, welches an diesem Donnerstag auch noch stattfinden soll. Außerdem hat er schon das Kalbfleisch für sein Vitello tonnato mit Weißwein, Sellerie, Karotten und Lorbeer aufgesetzt.
Er wird es über Nacht in der Brühe erkalten lassen und morgen (mein Geburtstag) weiterverarbeiten und zwar so:
Hier siehst Du, wie er die Thunfischsauce herstellt. Er hat ein Gerät, welches ich "Pürierstab" nenne. Aber nein, er nennt es "Zauberstab". Es ist ein Schweizer Fabrikat und kostet mehr als 100 Euro ("Du brauchst keine Kitchen-Aid, wir haben genug Geräte."). In die Sauce kommt Thunfisch (logo) und etwas Brühe desselbigen, Kalbsbrühe, Kapern, Zitronensaft, Sardellenfilets und KEIN Ei. Laut Lebensmittelgesetz müsstest Du von jeder Speise, die mit Roh-Ei zubereitet wird eine Probe nehmen, datieren, und die Speise innerhalb von höchstens 2 Stunden in den Mägen der Gäste sein. Bei einem Essen in Buffet-Form geht das nicht.
Danach schneidet er das kalte Kalbfleisch auf einer weiteren Höllenmaschine in dünne Scheiben. (Das Foto hierzu war zu sehr verwackelt.)…
…und überzieht das Ganze mit der Thunfischsauce und Kapern. Es sind 4 Platten. Fertig ist ein Ding.
Jetzt schneidet er 12 0der 15 (ich habe nicht mitgezählt) Auberginen längs in Scheiben und grillt sie von beiden Seiten in einer Gusspfanne.
Ich bereite einen Teig aus 600 g Hackfleisch, 500 Ricotta, 2 eingeweichten Brötchen, 2 Eiern, geriebenem Parmesan, Salz, Pfeffer und Knoblauch.
Dann setze ich auf jede Auberginenscheibe ein Häufchen Teig, rolle sie zusammen, und fixiere sie mit Zahnhölzern.
Es sind 70 Stück.
Herr Peppinello hat unterdessen ein Chafing-Dish mit einfachem Tomatensugo (den hat er immer parat) benetzt. Ich lege die Auberginenröllchen hinein und bedecke anschließend alle mit Sugo.
Die Form wird fest mit Alufolie verschlossen und kommt für 30 Minuten bei 200° Grad in den Ofen (die letzte Viertelstunde ohne Folie).
Morgen wird Herr Peppinello Parmesan darüber reiben und die Auberginenröllchen weitere 10 Minuten überbacken. Nächstes Ding fertig.
So geht es weiter:
Herr Peppinello entkernt 5 kg Paprika, schneidet sie in gefällige Streifen und übergibt sie mir zur weiteren Verarbeitung, denn er holt jetzt den kleinen Peppinello vom Kindergarten und bringt ihn zur Nonna (meine Schwiegermutter). Der Kleine nächtigt heute dort.
Ich erhitze Olivenöl, Knoblauch und schwarze, gebackene Oliven in einer großen Pfanne und gebe die erste Ladung Paprika hinein.
Es folgen viele weitere…Herr Peppinello kocht auf Gas, daheim koche ich auf Ceranfeld…ich muss also immer ein bisschen aufpassen. Ich stelle die Flamme klein. Die Paprika sollen weich werden, und erst am Ende der Garzeit diesen typischen Rösteffekt bekommen. Zum Schluss sieht das dann so aus:
….und fertig.
Es geht weiter mit 5 kg Zucchini, welche ich in Scheiben schneide. Ich habe mein eigenes Messer, Herrn Peppinello's Messer sind Mordinstrumente, die mir schon des Öfteren böse Schnittverletzungen zugefügt haben.
Ich fritiere die Scheiben in heißem Öl (zur Hälfte Pflanzenöl, zur anderen Hälfte Olivenöl). Ich muss jede Scheibe wenden. Das dauert ewig, obwohl ich mit 2 großen Pfannen arbeite.
Bis die 5 kg verarbeitet sind falle ich in einen tranceähnlichen Zustand.
Ich stelle die Zucchini zum abkühlen und abtropfen beiseite und gebe ihnen am nächsten Tag (meinem Geburtstag) folgendes Finish:
Für ein Zucchini-Antipasto ist frische Minze ein Muss. Ich schneide die Minze klein, gebe sie zu den Zucchini, salze, gieße Olivenöl an und würze (ausnahmsweise) mit Balsamico-Essig. Fertig ist das nächste Ding.
Ich gehe ins Kühlhaus und hole mir:
Die sind eigentlich recht anspruchslos. Sie werden gesäubert und um den Fuß rum beschnitten und kommen in eine Pfanne mit wenig heißem Olivenöl.
Sehr gerne wollte ich fotografieren, wie ich sie mit etwas Vecchia Romagna abbrenne, hatte dann aber ein bisschen Angst, mit der Flamme, dem Fotoapparat und der Pfanne ein Desaster anzurichten.
Ja. Fertig ist eigentlich das nächste Ding, denn die Pilze werden lediglich sparsam mit Salz, Pfeffer und Origano gewürzt.
Inzwischen ist auch Herr Peppinello wieder da. Mein Neffe (der heißt nicht Peppinello, sondern Patrick) und seine Schwester Sarah trudeln zum Helfen ein. Ich gehe nach Hause (ein Stockwerk höher), ziehe die nach Küche stinkenden Klamotten aus, wasche mich, habe keine Zeit , mir die Haare zu waschen (die stinken wie die Pest), ziehe mich um, halte meiner Tochter einen Vortrag über die (Un)Ordnung in ihrem Zimmer und die Latein-Vokabeln und die Berge von Geschirr in der Küchenspüle und überhaupt und gehe wieder nach unten. Sarah und ich kümmern uns um die Gäste. Patrick und Herr Peppinello bleiben in der Küche.
Neben dem normalen Tagesgeschäft schneidet Herr Peppinello Kalbfleisch für Saltimbocca alla romana, klopft es ein wenig flach und belegt es mit Salbeiblättern und Parmaschinken. Er flucht über den Schinken, und das es eine Strafe sein, die einzelnen Scheiben auseinanderzukriegen.
Außerdem nervt ihn, glaube ich, meine ständige Fotografiererei. Morgen, also an meinem Geburtstag, wird Herr Peppinello die Saltimbocca weiterverarbeiten. Das macht er so: Er bereitet eine große Menge Weißwein-Buttersauce zu.
Er brät die Fleischscheiben scharf an und gibt sie danach in die Sauce. Später wird er alles nochmal kurz in seinen furchterregenden Ofen schieben.
Ich traue mich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr, ihn danach zu fragen, ob ich zwei Scheiben auf einem Extrateller fotografieren darf….
Herr Peppinello gibt sich nun zwischendurch schon mal das Tiramisu' für morgen (auch ohne Ei). Er sagt, er will 4 Formen machen. Die Mengen an Zutaten habe ich nicht mitbekommen…
Er lässt einige Dutzend Espressi aus der Saeco in eine Schüssel laufen. Dann schlägt Mascarpone mit etwas Espresso, Schlagsahne, Zucker und Amaretto (eigentlich sollte Marsala rein) cremig. Auch hier lässt er das Ei weg.
Die Savoiardi (Löffelbiskuits) badet er von allen Seiten in Kaffee, der mit Amaretto verfeinert wurde. Nun bedeckt er mehrere Schichten Biskuit abwechselnd mit der Mascarponecreme.
Den Kakao wird er morgen darauf stäuben. Er verstaut die Formen zunächst gut verschlossen im Kühlhaus. Patrick, Sarah und ich essen die restliche Creme aus Martingläsern, in die ich Amarettini brösele, und anschließend großzügig Amaretto angieße. Das Foto hierzu habe ich vergessen. Ich muss zurück in den Gastraum. Sarah auch.
Für uns folgt das Abendgeschäft. Kurz vor Mitternacht sind wir zu Hause. Ich gehe ins Bad. Es riecht ungewöhnlich. In der Duschkabine steht ein Fußbadeimer der Marke Jemako mit einem großen Strauß roter Rosen darin. Ich tue so, als hätte ich nichts gesehen. Ich gehe zu Bett. Herr Peppinello auch.
Null Uhr. Herr Peppinello gratuliert mit zum Geburtstag, sagt, dass er mir Blumen gekauft hat, ich sage: "Ich weiß". Er fragt, ob er mir sie beim Aufstehen überreichen darf. Ich habe nichts dagegen. Wir sind müde und schlafen ein.
Zeitsprung: Freitag, 5.Dezember, 6:40 Uhr. Mein Geburtstag.
Der Wecker klingelt. Ich drücke mehrfach auf "Snooze" und bleibe liegen. Herr Peppinello steht auf, ich höre ihn mit unserer Tochter tuscheln. Ich bleibe liegen, sie geht zur Schule. Das Telefon klingelt. Schon so früh Gratulanten? Ungewöhnlich. Herr Peppinello geht an den Apparat. Es ist mein Schwager (nicht der Vater von Sarah und Patrick, ein anderer..ich habe mehrere). Herr Peppinello sagt in den Hörer: "eh…eh…no…si..no…che?" Danach legt er auf, und verschwindet kommentarlos im Bad. Ich stehe auf, und gehe hinterher. Herr Peppinello berichtet mir, was der Schwager gesagt hat. Der Wortlaut war wie folgt: "Peppinella muss mir für morgen per Internet zwei Flüge nach Sizilien buchen. Mein Vater ist am Magen operiert worden. Ich komme gleich vorbei." (Wie, jetzt gleich???...und wo sind die Glückwünsche zum Geburtstag? Der kann das nicht vergessen haben, seine Frau hat einen Tag nach mir Geburtstag.)
Der Schwager und die Schwägerin haben Angst vor Computern, beherbergen jedoch zwei volljährige Kinder (Sohn Oberstufe Gymnasium/Tochter Fachstudentin). Beide nutzen den PC. Zum Chatten, für Wikipedia, E-mails, Musik runterladen und was weiß ich…)
Ich beschimpfe Herrn Peppinello im Bad. Er sagt, er könne nichts dafür. Er geht unter die Dusche. Ich schreie, dass er mir noch nicht mal zu meinem Geburtstag Kaffee ans Bett bringt
(geschweige denn, die Kitchen-Aid) und er schreit zurück, dass ich hysterisch sei.
Im Esszimmer stehen die Rosen im Plastikeimer auf einem Stuhl. Auf dem Tisch liegt ein großes, schweres Paket (von Fräulein Peppinella). Ich vermute ein Kochbuch. Ich bin nicht hysterisch. Ich nehme das Paket, schleudere es in Kinderzimmer Nr.1, reiße die Badezimmertür auf und sage Herrn Peppinello, dass er sich die Rosen sonstwohin stecken kann, weil ich keine ausreichend große Vase habe.
Herr Peppinello rasiert sich, zieht sich an, und verlässt das Haus. Der Kleine muss von der Nonna zum Kindergarten geschafft werden außerdem muss Herr Peppinello die vorbestellten Lachsfilets und Crevetten abholen. Ich gehe ins Bad, wasche mich, und ziehe die stinkigen Küchenklamotten von gestern an. Danach rufe ich meinen Schwager an, und beschimpfe ihn durchs Telefon. Er sagt, dass er quasi schon auf dem Weg zu mir sei und legt auf. Wenige Minuten später rufe ich seine Frau an (Herrn Peppinello's Schwester), beschimpfe auch sie und ihre Kinder. Sie gratuliert mir zum Geburtstag. Zehn Minuten später ist der Schwager bei mir. Ich koche Espresso, beschimpfe ihn erneut, er gibt mir seine Kreditkarte und ich buche die Flüge. Nachdem der Vorgang (Air Berlin) beendet ist, fragt er, ob ich auch ein Auto für ihn mieten könnte. Ich bin nicht hysterisch, lasse mir erneut seine Kreditkarte geben und buche einen Fiat Panda.Er schwirrt ab.
Es ist 9:15 Uhr (mein Geburtstag). Ich gehe nach unten. Unser Helferlein Christoph ist schon da, und hat 7,5 kg Kartoffeln geschält, der Gute. Wir halbieren sie und setzen sie in einem riesigen Topf auf.
Ich brate sie hinterher (in mehreren Ladungen) mit Rosmarin, Salz, Pfeffer und Knoblauch kross. Herr Peppinello schiebt sie am Abend dann noch mal in den Ofen. (fertig.)
Christoph gibt 5 kg Mehl, lauwarmes Wasser, Hefe, Salz und Olivenöl in die höllischste Maschine des Herrn Peppinello.
Ich fürchte mich vor der Maschine und habe sie noch nie benutzt (und genau deswegen brauche ich keine Kitchen-Aid). Der fertige Teig wird in Eimer gefüllt, verschlossen und muss nun gehen. Herr Peppinello weiß, wie lange.
Daraus werden später Pizzabrötchen. Christoph hat schon den Kräuterquark gerührt, und ins Kühlhaus gestellt. Ich habe das Fotografieren vergessen. Der Herr Peppinello ist übrigens zurück und brät (und überwacht, ob Christoph die richtigen Mengen in der richtigen Reihenfolge in die Teigmaschine gibt).
Außerdem hat Herr Peppinello 4 große Stücke (ich glaube, so um die 10 Kilo insgesamt) Rindersemberrolle gewürzt, mit Zwiebeln angebraten, mit Cognac abgelöscht und Brühe (vom Vitello) angegossen.
Die müssen mehrere Stunden auf kleiner Flamme schmoren. "So bis 16:00 Uhr", sagt er.
Danach kocht er eine unübersichtlich große Menge Penne (immer Barilla oder De Cecco).
Er brät Auberginenschnitze mit Zwiebeln und Hühnerbrustwürfeln, würzt, schmeckt mit Weißwein ab und füllt dann mit Küchensahne (20% Fett) und Tomatensugo auf.
Zum Schluss schwenkt er die Penne in den Pfannen.
Auch die Nudeln "Norma" (nach Art von Herrn Peppinello) kommen in ein Chafing Dish und werden am Abend kurz im Ofen erhitzt und überbacken.
Christoph schält 3 kg Möhren, schneidet sie in ungefähr 4 cm lange Stücke und jagt sie durch eine weitere Höllenmaschine des Herrn Peppinello (du brauchst keine Kitchen-Aid).
Es werden gefällige Möhrenraspel daraus.
Ich brate 200 g Pinienkerne in reichlich Olivenöl, lasse sie kurz erkalten und gebe sie dann über die geraspelten Möhren.
Diese werden mit Salz und wenig Zitronenpfeffer gewürzt, und mit Himbeeressig abgeschmeckt. Auch die sind nun fertig.
Herr Peppinello und ich haben zu diesem Zeitpunkt noch kein Wort miteinander gewechselt. Er grinst ab und zu. Christoph grinst mit, und ich bin nicht hysterisch. Wir sind übrigens gut in der Zeit, die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr.
Ich erledige einen wahnsinnig schwierigen Arbeitsgang: Sardellen, gebackene Oliven und Kapern gefällig auf einer Platte anrichten (hoffentlich werde ich nicht dabei hysterisch).
Nun nehme ich 2,5 kg weiße Riesenbohnen und vermenge sie mit Thunfisch, Salz, Pfeffer, Zwiebeln und Olivenöl.
Es muss Salbei dran. Ich möchte den vorher immer am liebsten frittieren, aber Herr Peppinello findet, dass das Scheiße aussieht, also lasse ich es. Fertig.
In der Zwischenzeit wäscht Christoph einen ganzen Haufen diverser Blattsalate und verarbeitet eine große Kiste Rucola. Herr Peppinello sagt: "Wasch' den gründlich. Schneide die Stiele ab…und denk' dran, er muss komplett trocken geschleudert werden." Christoph verdreht hinter seinem Rücken (ich sehe das ganz genau) die Augen und sagt: "Jahaa." Ansonsten hat erstaunlicherweise noch keiner von uns rumgeschrien. Komisch.
Ich röste Pinienkerne ohne Öl und schneide einige Minitomaten.
Aber ich habe ja auch Geburtstag (und brauche keine Kitchen-Aid) und wir reden temporär nicht miteinander.
Herr Peppinello macht sich daran, sein Carpaccio zuzubereiten. (Es werden 5 Platten. Er stellt fest, dass er auch 10 oder 20 Platten machen könnte, sie wären wie immer als erstes abgegrast auf dem Buffet.) Er hat recht.
Das Rinderfilet für das Carpaccio holt Herr Peppinello aus dem Tiefkühler. Er hat es schon vor einigen Tagen in Form gebracht. Es sieht aus wie eine überdimensionierte Wurst, mit Frischhalte- und Alufolie umwickelt.
Die Schneidemaschine aus dem Inferno wird wiederum angeschmissen und auf die feinste Schneidestufe gestellt. Das hauchdünne Schneiden des (noch) gefrorenen Fleisches erfordert zum einen viel Gefühl und zum anderen einiges an Kraft. Ich kann sowas nicht, habe auch Angst vor der sich gefährlich schnell drehenden, Schneidscheibe der Maschine (und brauche sowieso keine Kitchen-Aid).
Herr Peppinello schneidet und flucht dabei. Christoph belegt die Carpaccioplatten mit Rucola und groben Parmesanschnitzen. Ich mag Carpaccio lieber mit Staudensellerie, aber unsere Gäste eben nicht so. Christoph überzieht die Platten mit Frischhaltefolie und bringt sie ins Kühlhaus. Erst kurz vor dem Servieren wird das Carpaccio mit Zitronensaft, Olivenöl, Salz und Pfeffer vollendet. Ich wage nicht zu fragen, ob ich ein Portiönchen fürs Foto......
Wie Du siehst, sind das eine ganze Menge Sachen, die erst kurz vor dem Start des Essens "l'ultimo tocco" (den letzten touch) bekommen. Sei es im Ofen, oder sonstwie. Spätestens da geht die Schreierei los. Weiter geht's.
In einer heißen Pfanne ziehe in ganz kurz ein Kilo geschälte und gekochte Garnelen durch Olivenöl mit Weißwein und Zitronen und lasse sie dann ein wenig abkühlen.
Ich schneide Gurken klein und filetiere Fenchel und Zitronen...(wie blöd ich die Zitronen filetiert habe, oh Mann…)
...schneide etwas Dill und Knoblauch und gebe diese Mischung zu den Crevetten. Dann würze ich mit Knoblauch, Zitronensaft Salz und Pfeffer.
Herr Peppinello und Christoph müssen abschmecken, weil ich kurz vorher draußen eine rauchen war, und mir den Nikotin-Geschmack im Mund nicht versauen will. Christoph hasst übrigens Garnelen.
Nun sautiere ich 3 Kilo Artischockenherzen mit Zwiebelwürfeln in Weißwein/Olivenöl und lasse sie ein Weilchen schmoren. Zum Schluss pfeffere ich sie und würze sie mit getrocknetem Origano.
Herr Peppinello hat sich zwischenzeitlich daran gemacht gefühlte 10 Millionen Pizzabrötchen aus dem Hefeteig zu formen, und nacheinander, in etlichen Fuhren, in seinem Ofen zu backen.
Außerdem schneidet er Melonen in gefällige Stücke und belegt sie mit Parmaschinken. Dabei flucht er erneut wie ein Kesselflicker über die Schinkenscheiben.
Ich mache mich derweil an eine meiner Lieblingsarbeiten, die nicht allzu anstrengend ist: Die Käseplatten.
Am liebsten würde ich von dem Saint Felicien und dem Tomette schon mal abbeißen.
Ich beherrsche mich. Ich fülle lieber die Auberginencaponata (von meiner Schwiegermutter) in eine Schale. Wir haben noch 3 große Einmachgläser voll davon. Es ist höllisch scharf.
Inzwischen ist es 14:15 Uhr. Wir liegen super in der Zeit. Fräulein Peppinella kommt von der Schule. Herr Peppinello und Christoph bereiten auch für uns Carpaccio zu. Außerdem haben wir noch ein paar kleine Schnitzel. Wir essen. Das Telefon klingelt. Es ist der Kindergarten. Der kleine Peppinello hat sich fürchterlich übergeben, er hat Durchfall. In der Einrichtung geht "Magen-Darm" um. Er muß abgeholt werden.
Es ist 15:15 Uhr. Herr Peppinello zieht sich die Jacke an und fährt sofort los. Ich werde hektisch und räume Teller, Bestecke und Vorlegegarnituren auf die Buffettische. Überprüfe die Pfeffermühlen und Salzstreuer und die Essig/Öl-Menagen. Packe Grissini aus, mochte am liebsten heulen, habe Geburtstag (und brauche jetzt keine Kitchen-Aid).
Zwanzig vor vier kommt Herr Peppinello mit dem Kleinen. Der ist kreidebleich und überreicht mir eine Tüte mit selbstgebackenen Keksen und eine Lindt-Schokolade von seiner Erzieherin. Auf der beiliegenden Karte steht: "Schützinnen stehen mit beiden Beinen im Leben und haben das Herz auf dem rechten Fleck! Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag." Dem Kleinen wird schlecht. Hektik bricht los. Wir brauchen einen Eimer! Der Kleine übergibt sich. Herr Peppinello und ich kommen überein, dass er den Kleinen später zu meiner Schwiegermutter bringen wird. Leider geht es heute nicht anders. Ich möchte weinen, verkneife es mir aber.
Ich gehe mit dem Häufchen Elend nach oben, ziehe ihm einen Jogginganzug an, lege ihn aufs Sofa, hole den Paul (Kuscheltier) und sein Kissen. Dann suche ich Vomex-Zäpfchen und Perenterol und gebe ihm eine entsprechende Dosis. Ich stelle den Fernseher an, und schalte auf Kinderprogramm und setze mich neben ihn. Er übergibt sich noch ein paar Mal (in den Jemako-Fußbadeimer, aus dem ich zwischenzeitlich die Rosen entfernt habe). Rudimentär erkenne ich Erbsen. "Die gab es mit Hühnerfleisch im Kindergarten", sagt er. Ab und zu werde ich hysterisch und gucke auf die Uhr.
Es ist 16:30 Uhr. Fräulein Peppinella übernimmt meinen Platz auf dem Sofa, damit ich duschen gehen kann. Im Bad schließe ich zunächst die Tür und ziehe die dreckigen Klamotten aus. Feindselig starre ich auf "Drytools" und "Trotec". Das sind 2 von mehreren Trocknungsgeräten, die seit einiger Zeit in unserem Heim installiert sind, da wir einen Wasserschaden mit anschließender Schimmelbildung hatten. Das gehört jetzt wirklich nicht hier her. Ich dusche, und überlege, wie viel Zeit mir bleiben könnte, um meine Haare zu glätten.
Es ist 17:30 Uhr. Die Große streicht dem Kleinen den Bauch und singt ihm was vor. (Ausnahmsweise zanken sie nicht.) Ich ziehe Unterwäsche an, glätte meine Haare und versuche meine Augenringe mit dem Wunderstift eines durchgeknallten französischen Designers (welcher auch diese spitzen Büstenhalter für Madonna kreierte) zu übertünchen. Klappt nicht mit den Augenringen, einen spitzen BH habe ich ebenfalls nicht. Ich ziehe etwas Unpraktisches an (Bluse schneeweiß, eng, lange Manschetten, nicht krempelbar, Rock schwarz auch eng) und entscheide mich für hochhackige Mary-Janes, weiß aber noch nicht, wie lange ich das durchhalte. (Anm. für alle Männer, die jetzt "Hä?" sagen: Das sind Pumps mit Riemchen drüber, die so ähnlich wie Step-Schuhe oder Flamenco-Schuhe aussehen.)
Zwischenzeitlich ist Sarah da, bringt mir eine Rose. Ich sage: "Geh' schon mal runter, und füll' Getränke auf. Ich komme gleich." Ich überlege, wie weit Herr Peppinello in der Küche sein könnte.
Er hat die Lachsfilets gesäubert und in Scheiben geschnitten. Leider habe ich alle anderen Arbeitsgänge dieses Gerichtes verpasst und kann Dir hier nur das Resultat zeigen:
Der Fisch wird wie gesagt gesäubert und filetiert, mit Brühe und Weißwein begossen und mit Tomaten- und Zitronenschnitzen und Dill belegt. Er kommt 15 - 20 Minuten bei 200° Grad in den Ofen, und zwar erst nachdem alle anderen Sachen "abgerufen", also aus der Küche raus sind.
Ein weiterer Arbeitsgang den ich verpasst habe, sind die hier....
mit denen da…..
Herr Peppinello bringt nun den Kleinen zur Nonna. Ich gehe nach unten.
Es ist 18:30 Uhr. Sarah und ich fangen an, die Platten aus dem Kühlhaus zu holen, und noch etwas aufzuhübschen.
Christoph schiebt die Penne, den Braten, die Kartoffeln, die Saltimbocca und die Auberginenröllchen in den Ofen.
Herr Peppinello kommt zurück. Er spannt den Serrano Schinken ein und schneidet ihn oben an.
(Mal sehen, wie der im Laufe des Abends hingemetzelt wird.)
Viertel vor Sieben kommen die ersten Gäste. Ich überlasse Herrn Peppinello sich selbst. Er weiß am besten, was und wie er jetzt noch machen muss. (Klappt heute auch ohne Schreierei.)
Ja und dann? Dann bekomme ich (obwohl das ja gar nicht meine Geburtstagsfeier ist, sondern eine Weihnachtsfeier) eine ganze Menge Blumen, Glückwünsche und Geschenke. Ich kenne diese Menschen alle schon länger, und einige davon sogar mittlerweile sehr gut. Man könnte sagen, wir sind Freunde). Eine Rede anlässlich der Weihnachtsfeier wird gehalten und mit einem 60stimmigen Ständchen für mich abgeschlossen. Ich geniere mich fürchterlich. Ja, und dann ist das Buffet eröffnet! (Ich vergesse für einige Stunden die Kitchen-Aid.)
Ich gehe um 02:30 Uhr schlafen. Bin erledigt, Herr Peppinello auch.
Und Du weißt jetzt, was die Peppinella sonst so alles macht, neben dem Bloggen.
Übrigens: Natürlich habe ich die Rosen nicht weggeworfen. Auch das Geschenk von Fräulein Peppinella nicht. Es ist ein Kochbuch ("Culina mediterrenea"). Der Kleine ist heute immer noch krank und kann nichts von seinem Nikolaus-Teller essen. "Morgen ist es besser," sagt er. der Junge kommt auf seine Mutter....
Abschließend möchte ich (gehässigerweise) sagen, dass ich Herrn Peppinello's Arbeitsgänge nicht so häufig knipsen durfte (Einstellung "schnelle Serie")) wie ich wollte, denn er hätte sonst einen Herzkasper bekommen. Außerdem sind das nicht alle Fotos. Ich habe 168 Stück gelöscht. Die sahen doof aus.
Schönen 2.Advent wünsche ich noch.