30. April 2009

Ich lese, also bin ich…nicht

Null Uhr Vierzehn. Ich habe gerade Feierabend, und ich lese. Was Du alles so kochst und backst und denkst. Ich koche wohl auch. Aber ich habe keine Zeit zum Bloggen. Mein Ostern ist immer noch nicht vorbei. Und Bärlauch-, Spargel, oder Waldmeister-Rezepte kommen von mir vielleicht im Herbst. Ich bin so traurig darüber. Ich weiß nicht, wann ich hier weiter machen kann.

Schlaf gut (ich schlafe immer gut, bin müde)

20. April 2009

Pastiera napoletana und andere Kinkerlitzchen – Karfreitag (nachmittags und abends)

Da wo der Herr Peppinello herkommt, nämlich von der Amalfi-Küste, heißt dieser Kuchen auch Pizza di grano. Gnädiger Weise darf ich aber die Version aus Neapel backen, und mache mich ohne Umschweife ans Werk.

Zutaten:

für den Mürbeteig (wie ich den hasse)

  • 300g Mehl (00 oder 450)
  • 150g Zucker
  • 150g Zucker (in Italien eher Butterschmalz)
  • 1 Ei und 1 Eigelb
  • Etwas Orangenschale

für die Füllung (Millionen Kalorien)

  • 500g Grano Cotto (gekochte Weizenkörner)
  • 1/4l Milch
  • 500g Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 1/2 Ampulle Orangenblütenwasser
  • 500g Ricotta (durch ein Sieb gestrichen)
  • 8 Eier (trennen)
  • 2 P. Vanillezucker
  • 1 Prise Salz
  • 1 TL Zimt

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Ich brauche hier wohl nicht zu erklären, wie Mürbeteig zubereitet wird. Das einzig erwähnenswerte ist, dass er für mich eine Strafe Gottes bedeutet (was für eine Blasphemie..tsse..tsse..tsse Frau Peppinella).

Als erstes trennst Du die Eier. Die Eigelbe werden mit 450 Zucker schaumig gerührt. Dann gibst Du nach und nach die Ricotta dazu.

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Das Grano Cotto erwärmst Du mit 50g Zucker, einer Prise Salz, etwas Orangenblütenwasser und dem Zimt in der MIlch. Das Ganze gibst Du dann zu der Ricotta-Ei-Masse, und fügst das restliche Orangenblütenwasser und den Vanillezucker hinzu.

Jetzt teilst Du den Mürbeteig in 3 Teile, und rollst ihn dünn (*grrrr) aus. Mit 2 Teilen kleidest Du den Boden und die Ränder (bis oben hin) einer Springform aus. Aus dem dritten Teil Teig schneidest Du mit einem Rädchen gefällige Streifen von ungefähr 2cm Breite. (Du willst nicht wissen, wie das bei mir aussah, und Du willst auch nicht hören, wie ich dabei geflucht habe).Du solltest übrigens jetzt Deinen Backofen vorheizen auf 190 bis 200 Grad.

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Außerdem schlägst Du die 8 Eiweiße steif und hebst sie unter die Füllung. Die (ziemlich flüssige) Masse gießt Du nun in deine mit dem Mürbeteig ausgekleidete Kuchenform und belegst sie mit den Teigstreifen im Gittermuster (ist mir nicht sooo gut gelungen). Ab in den Ofen mit dem Monstrum und zwar für 60 Minuten. Die Pastiera ist fertig, wenn sie eine eher dunkelbraune Farbe angenommen hat. Schalte den Backofen aus, und lasse den Kuchen weitere 30 Minuten darin stehen.

Am ziemlich späten Nachmittag schneiden wir das Ding an. Ich mag so mordsmäßige Kuchen eigentlich eher nicht. Der Herr Peppinello nimmt einige Bissen. Dann schließt er die Augen. Dann sagt er “hmmmmmm”. Dann öffnet er die Augen. Dann fragt er unvermittelt: “Kannst Du Dich noch an den Zeichentrickfilm Ratatouille erinnern?” (Dann denke ich: Habe ich versehentlich irgendwelche Bewusstseins verändernde Drogen mit gebacken?) Ich säge: “Hä?” “Na die Stelle”, erklärt der Herr Peppinello mit vollem Mund, “am Ende des Filmes, wo der fiese Restaurantkritiker das Ratatouille probiert. Da wo man dann sieht, das er sich in seine Kindheit zurück versetzt fühlt, und verzückt die Augen schließt bei Essen….” Ich sage: “Ja.” Und er sagt: “Genau so fühle ich mich gerade.”

Weißt Du was? Ich bin gerührt.

Der Herr Peppinello tut seine Begeisterung meist nicht so offen kund. Wenn er überhaupt begeistert ist. Wow….

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Am Abend essen wir die Reste von mittags und ein paar flache Bohnen. Mit ein paar Büffelmozzarella. Und dein paar Paprika. Und dem Mega-Brot.(Zwischenzeitlich schon bestimmt 10 Mal gebacken. Täglich. Immer gleich gut).

Morgen erzähle ich Dir vom Karsamstag. Da geht der Baghwan Back-Wahn weiter.

19. April 2009

Il Venerdi Santo – Karfreitag (bis mittags)

Ja, ja. Mein Schlusssatz im letzten Post war “lies morgen weiter”. Ist jetzt schon paar Tage her. Da muss heute nun ein Gewaltakt sein. Ich schreibe das ganze Menü in den nächsten Tagen auf. Von Karfreitag bis Ostermontag.

Am Karfreitag (Il Venerdi Santo) gab es mittags Taglierini alle vongole veraci und Insalata di polpo. Recht mager und recht unspektakulär, wie es sich gehört. Ich habe an diesem tag auch noch einige andere Dinge vorzubereiten. Das Rezept für die Nudeln mit den Muscheln kannst Du hier nachlesen. Der Tintenfischsalat geht ganz einfach. Ein Danke auch noch mal an den Abteilungsleiter Fisch in der Metro, für seine freundliche Bevorzugung. Ich hatte vergessen, Fisch vorzubestellen (vor Feiertagen normalerweise unerlässlich), und er sagte am Telefon zu mir: “Nenn’ einfach die Bestellnummer 135…ich mach das schon.” Netter Typ, der Herr Daniel R.

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Zutaten für Insalata di polpo:

  • 1,5kg Tintenfisch
  • Saft von einer ausgepressten Zitrone
  • Olivenöl
  • 1-2 kleingeschnittene Knoblauchzehen
  • Salz und Pfeffer
  • Glatte Petersilie
  • etwas Fenchel, in Würfel geschnitten sowie Fenchelgrün 

Mein Polpo wiegt 1,5kg. Ich gebe ihm erst einmal ein paar kräftige Schläge mit dem Fleischklopfer. Dann koche ich ihn in einem großen Topf ungefähr eine Stunde. Dann lasse ich ihn etwas abkühlen und entferne den Kopf und den Knochen. Den (leeren) Tintensack und die Arme schneide ich in Stücke.

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Ich vermische alle Zutaten, und lasse den Salat ein, zwei Stunden im Kühlschrank ziehen. Dazu gibt es die Taglierini mit den Vogole und 2 kleine Salate.

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Ich räume die Küche auf und mache mich daran, einen ganz typisch neaploetanischen Osterkuchen zuzubereiten (Nein. keine Colomba.) Das mit der Colomba klappt nicht, weil ich diese Tauben-Backform hier nirgends kriege. Ich habe auch in der Metro danach gesucht. Ich fragte eine Verkäuferin, die nicht aus der Abteilung war, und auch nicht so ganz verstand was ich meinte. Auf meine Frage, ob sie ähnliche Backformen hätten, stutz sie kurz und sagt dann (wortwörtlich): “Das kann ich Ihnen jetzt momentan soooo exorziert auch nicht sagen.”

Exorziert (!!!). Mir stockt der Atem. ich weiß, dass sie “explizit” meint. Ich kriege einen lila Kopf, weil ich mir das Lachen ungemein heftig verkneifen muss, bedanke mich kurz für die Auskunft und renne in einen anderen Gang. Dort pruste ich ungebremst los, wobei mich ein Rentnerpärchen komisch von der Seite beäugt.

Ähm…Das waren also der Gründonnerstag und der Karfreitag (bis mittags). Die Pastiera Napoletana zeige ich Dir (wenn ich es schaffe) morgen. Ich muss Dir nämlich sagen, dass es in der nächsten Zeit eng werden könnte. Mit mir und dem Peppinella-Blog. Im realen Leben arbeite ich nämlich von April bis Oktober täglich. An sieben Tagen in der Woche. Von morgens 10 bis abends open-end. Naja, wir werden sehen. Irgendwas werd’ ich schon bloggen.

Schlaf gut.

14. April 2009

Ostern bei Peppinellis/Die Erste – das Brot nach Anleitung von Petra

Ich hoffe, Du hattest ein schönes Fest. So ein richtig Schönes. Wie wir. Ich weiß nun gar nicht, wie ich anfangen soll. Bestenfalls könnte ich dieses Ding hier auch “Ostern bei Peppinellis – ein Stück in mehreren Akten” nennen. Ach was, ich rede einfach drauf los, wie immer. Also: Vorhang auf. Erster Akt.

Es ist noch nicht Ostern. Meine Erzählung beginnt am Palmsonntag (für alle Atheisten: der Sonntag vor Ostern). Es ist nachmittag. Der Herr Peppinello und ich sind müde (zu müde zum zanken sogar, und das heißt was). Am Tag vorher richteten wir jemandes runden Geburtstag aus, mit vielen Speisen, vielen Getränken, vielen Gästen. (Gruß an das Geburtstagskind nebst Gemahlin. Ich weiß, dass sie hier ab und an lesen.) Nichts desto Trotz müssen wir unser Lädchen wieder auf Vordermann bringen, denn das nächste Event folgt am Abend darauf (Montag). Das Telefon klingelt penetrant. Es ist meine Schwiegermutter, die durch den Hörer schnauzt: “Perche’ non mi hai portato la palma?” Sie ist stinkig, weil ich ihr keinen gesegneten Zweig (in Italien Olive oder Palme, hier Bux) bringe. Wir waren nicht in der Kirche. Sie auch nicht. Sie geht nie, aber sie setzt voraus, dass sie jedes Jahr zum Palmsonntag geweihten Bux von mir bekommt. Das ist nämlich der Sinn des Palmsonntag, sagt sie. So gehört es sich.

Ich dachte immer, der Zweig steht als Sinnbild für den Einzug Jesu in Jerusalem, und somit als Beginn der Karwoche….Neeee. Den Tag gibt es nur für Oma Peppinello.

Das ist also der Anfang meiner Settimana Santa. Montag arbeiten wir, wie gesagt nochmal viel. Dienstag räumen wir wieder alles auf, und bepflanzen danach einige Terrassenkübel und Blumenkästen.

Außerdem setze ich Brotteig an. Für dieses wunderbare Brot-Rezept danke ich Petra von Chili und Ciabatta, sowie der NY-Times. Beim Wuseln durch die Blogs finde ich es in einem fast 2 1/2 Jahre alten Post. Wenn es nur halb so herrlich schmeckt, wie es aussieht………

Zutaten:

  • 430g Mehl Type 550
  • 340g Wasser
  • ungefähr 5g frische Hefe (im Rezept 1g Trockenhefe, bzw. 1/4 TL Trockenhefe)
  • 1 1/2 TL Salz

Ich löse die Hefe im (lauwarmen) Wasser auf. Gebe die Flüssigkeit zum Mehl, rühre mit dem Holzlöffel, gebe das Salz dazu, rühre. Fertig ist ein klebriger Teig, der nun 18 bis 20 (in Worten: Zwanzig) Stunden abgedeckt gehen soll.

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Am Mittwoch fahren wir nach Köln. Zu meinem italienischen Lieblingsgroßhändler, der in der gleichen Straße liegt, wie des Palladium. Der Hinweg gestaltet sich als schwierig. Schon vor dem ersten Autobahnkreuz Stau ohne Ende. Wir stehen. Die Halsschlagader des Herrn Peppinello beginnt bedrohlich zu pochen. Ich schweige aus völlig eigennützigen Gründen, den ich gedenke, eine größere Summe in Köln zu lassen. Wenn ich jetzt schon anfange, den Herrn Peppinello zu vergrätzen, dann platzt er in Köln. Spätestens an der Kasse. Erstaunlicherweise geht am Ende alles gut. Wir fahren heim, packen diverse Köstlichkeiten aus. Herr Peppinello bringt einen Teil davon zu seiner Mutter. Das wird sie (als Ausgleich wegen der Palme) ein weinig besänftigen.

Ich schaue nach dem Brotteig. Es ist aber kein Teig. Es ist eine wabernde Quabbel-Wabbel-Masse, wie oben auf dem rechten Bild. Ich schabe den Teig das Zeug so gut es geht aus der Schüssel auf mein bemehltes Backbrett. Zum Glück ist mein Bäcker nicht zu hause. Er redet immer dazwischen.

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Hier falte ich es so gut es geht einmal von links nach rechts, und dann von rechts nach links zusammen, decke es ab, und lasse es 15 Minuten ruhen. Danach manövriere ich es erneut in einen Korb, den ich mich einem bemehlten Tuch ausgelegt habe. Es muss jetzt noch 2 Stunden zugedeckt gehen. Ich denke skeptisch: “Ob das was wird?”

Ich heize meinen Backofen auf 270°C Grad (!!!!!). Schon jetzt stelle ich einen gusseiseren Topf mitsamt Deckel hinein.

Jetzt muss die flüssige Pampe in den Topf. Kann ich nur hinein kippen, es geht nicht anders. Deckel drauf. Ofentür zu. Hitze reduzieren auf 230°C Grad. Nach 30 Minuten darf ich dann den Deckel abnehmen. Es sieht schon aus wie ein Brot, da oben rechts auf dem Bild. Das Brot (hätte nie gedacht, das aus dieser Pampe ein Brot wird) muss nun noch 20 Minuten zu Ende backen und dann……

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sieht es so aus. PETRA! DANKE! Genau so wollte ich es immer haben.

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Es sieht nicht nur himmlisch aus, es schmeckt auch so. Der Herr Peppinello ist hingerissen. Die kleinen Peppinellis ebenfalls.  Prima, dass wir heute keine Zeit zum Kochen hatten. Wir essen das Brot. Ich backe es an den darauffolgenden Tage mehrfach. Es wird jedes Mal gleich gut (auch meine Schwiegermutter ist zufrieden damit). Spitzenbrot für unsere Settimana Santa.

Willst Du wissen, wie wir das ganze Brot essen? Wo wir es eintunken? Ja? Dann lies morgen weiter.

…to be continued…

11. April 2009

Alles vorbereitet?

Fürs Fest? Ich noch nicht.

Ich stehe zur Zeit Tag und Nacht in meiner Küche, um das größte Fest des katholischen Kirchenjahres vorzubereiten. Eher gesagt, die größte Fressorgie…… Ich werde mit Sicherheit darüber berichten. Bis dahin wünsche ich Dir und Deinen Lieben erst einmal

Buona Pasqua

Ein Frohes Osterfest. Kuss. Ciao.