Es ist also Ostern bei den Peppinellis. Ich frage den Herrn Peppinello schon weit vor der Kar-Woche über Blätterteig aus. Wie Du ja weißt, hat er das Backen mal gelernt. Und wie Du auch weißt, hab’ ich es nicht so damit. Also, mit dem backen, meine ich. (Wie der erfahrene Peppinella-Blog-Leser außerdem weiß, bin ich eher penetrant und er eher maulfaul, was häufiger zu Konflikten führt). Herr Peppinello lässt mich auflaufen. Ich suche in meiner kleinen Kochbuch-Sammlung herum. Ich rufe meine Schwiegermutter an. Sie weiß nichts von Ligurien. Die Genovesi können ihr gestohlen bleiben. Falls es sich ergibt, hätte sie aber gerne ein Stück von der Torta. Blätterteig (“millefoglie” – 1000 Blätter - heißt er in Italien großkotzig) macht sie auch nie selbst. Aha. Ich finde schließlich ein Rezept im Silberlöffel. Auch hier steht lapidar “400g Blätterteig”. Ich kaufe alle Zutaten ein. Für die Füllung. Am Ostersamstag (morgens) tritt dann Mister-allwissend-aber-nix-preisgeben auf den Plan und schnarrt:
Blätterteig
- 500g Mehl
- 50g Butter (warm)
- 1 TL Salz
- 3/8l Wasser
- 2 EL Essig
- 2 Pfund Butter (kalt)
- knapp 2 Pfund frischer Blattspinat
- 10 Eier
- 300g Ricotta fresca
- 3 EL geriebener Parmesan
- 200 ml Sahne
- 2 EL Paniermehl
- Majoran
- Salz und Pfeffer
- Olivenöl zum Bestreichen
Hier siehst Du, wie ich aus allen Zutaten nach Anweisung (“ohne die kalte Butter natürlich”) einen Teig zubereitet habe. Den packe ich in Folie und stelle ihn kalt. Dann lege ich die Butter zwischen 2 Stücke Backpapier und walze sie platt. “Gleichmäßig!”, kommt das Kommando vom Sofa. Ich stehe nämlich in der Küche, und der Herr Peppinello ruft vom Wohnzimmer her die Anweisungen. Wir schreien also immer hin und her. Ich rufe öfter: “Komm gucken”, macht er aber nicht. Den Teig rolle ich zu einem Rechteck aus.
“Gleichmäßig"!
Dann gebe ich die Butter GLEICHMÄSSIG drauf. ich knirsche mit den Zähnen. Ich tue das ab und an, wenn ich genervt bin. (Anm. der Bloggerin: Meine Zähne sind profillos. Die Knirscherschiene vom Zahnarzt ist durchgeknirscht und porös geworden.) Ich packe die Butter irgendwie in den Teig. Ich frage nicht. Dann rolle ich aus. Es ist mühselig ein Rechteck zu formen, ohne die Oberfläche zu beschädigen. Ich drücke die Ränder fest, und klappe den Teig 3fach –wie ein Kuvert, sagt er- zusammen.
“Das machst Du jetzt nochmal, und danach stellt Du den Teig erst mal kalt”, sagt der Herr Peppinello, “so für 15 Minuten. Danach machst Du das nochmal. Und nimm’ nicht so viel Mehl zum Ausrollen. Und dann immer so weiter…”
“Hä?”, frage ich, “wie oft muss ich dass den machen?” Ich gehe ins Wohnzimmer. Der Bäcker räkelt sich auf dem Sofa und grinst (süffisant, ich hasse das). “Na es heißt doch millefoglie oder? Ein bisschen work-out müssen Deine Spargelärmchen schon noch.” Er gähnt. “Je mehr Du tourst, desto besser verteilt sich die Butter. Das macht doch Sinn.”
Touren. Aha. Habe ich vorher noch nie gehört, lasse mir aber bereitwillig erklären, dass mit “Touren geben” jenes immer wieder ausrollen und aufeinander klappen gemeint ist. Sowas weiß mein Herr Peppinello. Er kann auch Brötchen “schleifen”, oder “beidarmig aufmachen” (Teigstücke zu Brötchen formen, gleichzeitig mit beiden Händen) und “schminken” und “fitschen”. Aber lassen wir das. Ich verheddere mich hier schon wieder, und gleite ab in Richtung Thema verfehlt. Trotzdem macht sich in meinem Kopf wieder mal ein unmögliches Szenario breit: Olympiasiger im Synchronformen ist….
“Was lachst Du so blöd?”, fragt mein Goldmedaillengewinner. Ich trolle mich wortlos in die Küche. Die Viertelstunde ist um.
Ich gebe also im Viertelstundentakt Touren. Ich tue das, glaube ich 8 Mal. Am Schluss ist der Teig sehr dünn. Vielleicht so 4 mm. Ungefähr. Während der Touren-Pausen blanchiere ich kurz den Spinat. Die Blätter sind sehr zart. Ich hacke ihn also nicht. Dann passiere ich die Ricotta und vermenge sie mit 4 gequirlten Eiern, dem Parmesan, den Semmelbröseln und der Sahne. ich würze mit Salz und Pfeffer und gebe den Spinat und Majoran zu der Masse. Jetzt kleide ich meine eingeölte Tarte-Form mit einem Teigblatt aus, pinsele es mit Öl ein, und lege ein zweites Teigblatt darauf. Die Ränder müssen überhängen.
Dann fülle ich etwas mehr als die Hälfte der Spinatmischung auf den Teig (vorher einstechen) und drücke 6 kleine Mulden hinein. In jede Mulde setze ich vorsichtig ein Ei, salze und pfeffere es und gebe nun die restliche Spinatmischung darauf. Auch den übrigen (“KALT STEHEN LASSEN BIS ZUM SCHLUSS!” Ja, Chef) Teig teile ich in 2 dünne Platten und verschließe damit die Torta Pasqualina. Ich drucke die Ränder fest, steche den Teig mit der Gabel mehrmals ein und backe bei 200 Grad im vorgeheizten Ofen für etwa eine Stunde.
“Und warum haste den Teig nicht geschminkt?”, fragt der Herr Peppinello am Ende. Ich antworte sehr schnippisch: “Weil ich nicht wusste, ob ich dafür roten oder rosa Lippenstift nehmen sollte”. Ich muss dringend zum Zahnarzt, mir eine neue Zahnschutzschiene anpassen lassen……
Selbst hergestellter Blätterteig schmeckt um Klassen besser als gekaufter. Ich weiß nur nicht, ob man sich diese Mühe wirklich machen sollte.
So. ich muss zurück an die Arbeit. Hab mich weggeschlichen.
Das war eine tolle Idee (das wegschleichen). Ich weiß gar nicht wie lang ich schon mit der Idee liebäugle mal Blätterteig selbst zu machen. Schmeckt er wirklich anders (besser) als gekaufter? Wahrscheinlich schon wegen der Mühe die man damit hat;-))) Ob mit selbstgemachtem oder gekauften, die Torta wird auf jeden Fall ausprobiert! Spätestens nachste Ostern (wenn mein Alzigeplagtes Gehirn sich dann noch dran erinnert)
AntwortenLöschenliebe Grüsse und lass dich nicht zu sehr stressen;-)))
Ich habe sowohl "normalen" als auch Sauerteig-Blätterteig schon selbst gemacht. Ich finde, die Mühe lohnt sich, schon gar weil es hier so schwierig ist, wirklichen Butter-Blätterteig zu bekommen.
AntwortenLöschenGratulation, ist dir sehr gut gelungen, deine Torta!
Ulrike @ Küchenlatein
Ich bin zutiefst beeindruckt! Respekt, dass Du den Teig gemacht hast und dann nach so vagen Angaben ;-) Von wegen backtechnische unbegabt und so *g*
AntwortenLöschenVielleicht mach ich nicht den Teig (ich bin wirklich keine Bäckerin) nach, aber die Torte an sich schon, sieht göttlich aus!
Du stapelst aber immer ganz schön tief, wenn Du sagst, daß Du es nicht mit Teigen hast. ;-)
AntwortenLöschenHerrlich ....wieder einmal dieser Beitrag - danke, dass du mich heute abend noch so herzlich zum Lachen gebracht hast! - Schleich' dich bitte öfters mal weg! :-)
AntwortenLöschenDanke aber auch für die bebilderte Anleitung zum Blätterteig herstellen....ich hab' es auch noch nie selbst gemacht.
Sieht wirklich toll aus. Leider ißt mein Herr K. keinen Spinat.
AntwortenLöschenwieder mal lachen müssen. Von mir aus darf jeder Tag hier Ostern oder Weihnachten sein.
AntwortenLöschenAls Foodblogger sollte man vielleicht Blätterteig zumindest einmal im Leben selber machen. Ansonsten würde ich sagen: santo subito l'inventore della pasta sfoglia :-)
AntwortenLöschenDanke für die immer amüsanten Erzählungen.
Ciao
Alex
wunderbar! ich freu mich, dass hier noch Ostern ist. Dann besteht noch Hoffnung auf einen schönen Sommer.
AntwortenLöschenIch hab einmal in meinem Leben Croissants selbst gemacht. Auch Schicht um Schicht. Hat genauso gut geschmeckt wie vom Bäcker. Insofern hab ich für mich entschieden, o.k. das hab ich jetzt hinter mir.
Aber die torta pasqualina geht sicher auch im Sommer...
Gruss, Tine
Pssst.. der Herr Peppinello wird vielleicht die Nase rümpfen. Aber für so eine Torta reicht ein Blitzblätterteig. Wesentlich einfacher und trotzdem mit dem guten Buttergeschmack. Ich habe jedenfalls kein schlechtes Gewissen dabei.
AntwortenLöschen...das sieht man aber auch selten. Blätterteig selber machen das hat was! Wirklich toll, auch an Hr. Peppinello.
AntwortenLöschenLG Andy
Mich interessiert vor allem, in wie viele tausend Fetzen die Schwiegermutter diese Genuesertorte schechtgeredet hat – oder hat sie ihr am Ende sogar geschmeckt? Ich jedenfalls würde sofort anbeissen.
AntwortenLöschenWow, was für eine Arbeit. Aber ich habe auch schon mal damit geliebäugelt, mit dem Blätterteig meine ich. Ich denke, einmal muss man es machen, zumindest um zu wissen, dass man es nicht mehr machen will :-). Also die Torte schaut oberklasse aus und ich freue mich, deinen Blog gefunden zu haben. Ich probier das dann vielleciht auch mal mit dem Blätterteig machen, mit deiner Anleitung kann ja nichts mehr schief gehen. LG Isi
AntwortenLöschenRspekt - das ist eine tolle Leistung... ich traue mich an Blätterteig nicht ran... die Torte sieht toll aus!!!
AntwortenLöschenLG Twinkle
Sieht toll aus. Der Blätterteig macht viel Arbeit und braucht etwas Erfahrtung.
AntwortenLöschenMmm, sieht so lecker aus! Will unbedingt probieren! Vielen Dank für das Rezept!
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