Aus dem “Silberlöffel”. Mal was anderes. Und schnell soll es gehen. Außerdem will ich endlich mal diese hübschen Bambus-Spießchen in der Küche einsetzen. Das ist eigentlich der Hauptgrund, aber das gebe ich natürlich ungern zu. Vor wem? Du kannst es Dir denken. Ich sage also zunächst nichts. Weder über die Hähnchenbrüste, noch über die Bambusteile, mit denen Sie später zusammengehalten werden.
Zutaten:
- 4 Hähnchen-Brustfilets ohne Haut
- 200g Lardo (italienischer fetter Speck, Pancetta geht auch), in dünne Scheiben geschnitten
- Salbeiblätter
- Ölivenöl, Salz und Pfeffer
- wenig Weißwein zum Begießen
Als Beilagen essen wir:
- Brot, gebratene Kräuterseitlinge und kleine Büffelmozzarella
Die Filets teile ich in jeweils 2 Stücke und klopfe sie vorsichtig platt. Hierfür entwende ich den Fleischklopfer des Herrn Peppinello, denn der hat eine glatte Oberfläche. Meiner ist so ein herkömmliches Ding, mit dem ich das zarte Fleisch wahrscheinlich zu Brei hauen würde.
Auf jede Scheibe lege ich ein Salbeiblatt und würze sparsam mit Salz und Pfeffer. dann rolle ich die Scheibe auf. Als ich sie mit dem Rückenspeck umwickele kommt mein Herzblatt in die Küche. Ich schiebe mit dem Ellbogen schnell das Päckchen mit den Bambusspießen unter die Zewa-Rolle, aber zu spät. Er hat sie schon entdeckt. Sie muten asiatisch an, und es gibt nichts, was der Herr Peppinello weniger mag, als Asia-Food. “Was sind das denn für Dinger?”, fragt er, zugegebenermaßen völlig neutral, da er weder rohen Fisch, noch Algenblätter und dergleichen mehr auf meiner Arbeitsfläche entdeckt. “Siehste doch”, antworte ich. Er dreht ein Spießchen zwischen den Fingern herum.
“Man könnte Fingerfood damit machen. Also, kleine Antipasti-Spieße und so. Wie teuer sind die, wo haste sie her?” (Er wird an später, an einem anderen Tag einen Karton mit 180 Stück in der Metro kaufen.) Dann sagt er: “Schön.”, und geht.
Ich erhitze derweil das Olivenöl in einer Pfanne und bräune die Involtini bei starker Hitze. Dann gebe ich etwas Weißwein hinzu, decke die Pfanne ab und gare sie bei niedriger Hitze für eine weitere Viertelstunde.
In der Zwischenzeit schneide ich die Pilze in Scheiben und schmore sie mit Rosmarin in Butter. Die Kinder decken schon mal den Tisch. Keine Ahnung, wo der Herr Peppinello ist. Die Pilze sind fertig. Die Involtini auch. Ich decke den Tisch. Keine Spur von irgendwem. Ich schreie nach unten in den Hof: “Essen!”. Dann gieße ich etwas heiße Brühe in die Pfanne mit den Involtini. es poltert auf der Treppe. Das sind die Kinder. “Papa kommt gleich, der pumpt mein Fahrrad auf”, erklärt der kleine Peppinello. Ich gebe nun nochmal heiße Brühe in die Pfanne. Die Pilze ziehe ich vom Herd. Ich schreie erneut nach unten: “Essen!!” Herr Peppinello guckt kurz hoch und brummt irgendwas. Die Kinder setzten sich an den Tisch. Ich wiege den schweren Fleischklopfer in der Hand, und denke (kurz) daran, ihn zielsicher nach unten zu werfen. Aber dann höre ich den Herrn Peppinello auf der Treppe. Er muss sich aber jetzt noch die Hände waschen. Ich fange an die Portionen auf Teller zu verteilen. Die Kinder stehen auf. Sie haben nämlich ebenfalls das Händewaschen vergessen, und ich habe sie nicht daran erinnert. (Das mit dem “nicht-daran-erinnern” ist übrigens eine Kritik des Herrn Peppinello an eine schlechte Mutter). Endlich sitzen alle.
Wir fangen an zu essen. Der Herr Peppinello nimmt den ersten Bissen vom Fleisch. Dann legt er sein Besteck hin und sagt vorwurfsvoll: “Das ist ja total vertrocknet! Wie lange hast Du das denn gebraten?” Der kleine Peppinello fuchtelt derweil mit den Spießchen herum, die er aus seinem Fleisch gezogen hat. Ich denke (nicht ganz kurz) darüber nach, wie es wäre, wenn ich Morgan La Fay wäre, und die Bambusdinger durch pure Willenskraft auf eine beachtliche Größe wachsen zu lassen, und den Herrn Peppinello damit nach bester Voodoo-Manier zu zerlöchern. Natürlich hat er recht. das Fleisch ist trocken.
“Als ich Euch zum essen gerufen habe, da waren sie auf den Punkt!”, zische ich. Ich schiebe geräuschvoll meinen Stuhl nach hinten und poltere meinerseits nach unten. Sollen sie doch essen was sie wollen…Disgraziati tutti.
(Anm.: Die Involtini dürfen nicht länger als 10-15 Minuten schmoren.)
Ich rufe den Herrn der Cucina immer 5 Minuten bevor das Essen fertig ist - klappt zuverlässig!
AntwortenLöschenGenau, Nathalie, ich lass mich auch nicht mehr linken. Für die "Mise en place" meiner Familie gibt's auch mindestens einen 5-Minuten-Puffer – und wehe, die Hände sind nicht gewaschen!
AntwortenLöschenSignor Peppinello gefällt mir, er hat so eine Paulie Gualtieri-Einstellung, was italienisches Essen betrifft:
http://www.youtube.com/watch?v=KAYq9jSUKt4
Un caro saluto
Claudio
Tja, also der ganz normale Familienwahnsinn, ich rufe auch immer lieber zeitig ...Klappt bei drei Herren nicht immer zuverlässig.
AntwortenLöschenUlrike @ Küchenlatein
Dein Temperament erweckt Tote zum Leben, oder? Bei euch steppt ja immer der Bär.... Lecker sehen die Involtini aus!
AntwortenLöschenist die Saison vorbei? Biste wieder online?
AntwortenLöschenSzene könnte sich auch bei mir so abspielen....
Zeig's Ihnen zu Hause, und, wer gewinnt im Hockey? Rut Wiss oder Neuss?
Bei mir wird das Essen auf den Tellern kalt, da es auch immer "nur" noch 5 Minuten sind, bis Herr K. am Tisch sitzt. Deine Involtini haben aber bestimmt auch "trocken" geschmeckt.
AntwortenLöschenMi fai morire cara Peppinella!
AntwortenLöschenZum Glück finde ich jetzt hier auch endlich lardo di colonnata. Da mach ich einfach ein Scheibchen mehr drum :-))
Buona settimana
Alex
Das Problem kannte ich nur zu gut... Aber seit mein Schatz öfter selber kocht und ich auch dann und wann nicht sofort am Tisch saß (Taktik...), kommt das so gut wie nicht mehr vor. Vielleicht funktioniert das auch beim Herrn Peppinello?
AntwortenLöschennimm doch beim nächsten mal rindfleisch, da hat er genug zeit, um alle eure Fahrräder aufzupumpen ;-)
AntwortenLöschentrocken hin, trocken her, sie sehen sehr lecker aus.
AntwortenLöschenDas Problem hatte ich auch. Zuletzt mochte ich mich nicht mehr ärgern und habe dann einfach selbst zu essen angefangen. Wer zu spät kam, bekam sein Essen kalt und trocken. Basta :-)
AntwortenLöschenBei uns gibt es auch öfter mal verspäteten Startschuss zum Essen. Mal kann ich mich nicht von einer Debug-Routine (Programmierung) losreisen oder mein Herr Schatz steckt irgendwo fest. Allerdings gibt es diese Mahlzeiten dann nicht zu lange gekocht sondern eher halb erfroren. Keine Ahnung, welches Übel das Kleinere ist...
AntwortenLöschenHej,
AntwortenLöschenbei mir kommen sie (wir sind 7) zu früh, zu spät oder gar nicht. Ich steh mittlerweile drüber und ess´wenn´s fertig ist.
Schöner Blog übrigens...
Ich habe deine Seite erst neulich entdeckt. Gut sehen die involtini aus. Alle Menschen, die für andere Menschen kochen, haben immer das Problem mit dem Timing. Nur im Restaurant sitzen alle schön am Tisch, wenn das Essen kommt. Ich lebe in Italien (Südtirol), nahe der Grenze zu Östrreich. Ich habe kein Problem mit säntlichen italienischen Zutaten. Nur Kräuterseitlinge kenne ich nicht. Welchem "Schwammele" ähnelt er am ehesten im Geschmack?
AntwortenLöschenBei Dir geht es genauso zu wie bei mir. Du bist somit nicht alleine. Tipp von mir: Nur nicht unterkriegen lassen! Wir sind tolle Mütter, gute Köchinnen, wunderbare Hausfrauen, erstklassige Organisatorinnen und sehen außerdem noch "blendend" aus und jeder andere Mann wäre froh, wenn er sowas zuhause hätte. Basta!
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