14. Februar 2009

Rosmarinpolentatörtchen mit Pizzaiola..Scotty, beam' mich zurück

So. Hier gibt es heute tatsächlich ein Rezept. Mit Bildern, aus besseren kulinarischen Zeiten. Scotty beamt uns nun zurück ins Prae-Punkte-Zeitalter.


Ich frage den Herrn Peppinello: "Wollen wir nicht mal Polenta essen?" Er reagiert zunächst nicht. Ich weiß, dass er mich sehr wohl gehört hat. "Du könntest es wenigstens probieren", sage ich vorsichtig. Nun muss der Mensch wissen, das Polenta ein typisches Gericht der Norditaliener ist, der "Polentoni" also. So nennen die Süditaliener die Leute nördlich der Toskana. Es ist nicht freundlich gemeint. Die "Polentoni" ihrerseits beschimpfen die Süditaliener als "Terroni" (Erdlinge).
Mein hauseigener Terrone setzt sich gerade hin und sagt: "Doch, ich esse das. Meine Mutter (*grrr*) hat mir früher daraus immer so einen Brei gekocht", mit der rechten Hand vollführt er eine Geste, als würde er einen Löffel zum Mund führen, "so'ne Suppe halt."
Nun mache ich einen ganz, ganz, ganz kapitalen Fehler. Ich sage: "Neee, das war dann wohl nicht die Polenta, die ich meine. Du meinst 'all'onda' aus Veneto...so wie Kartoffelbrei..."
Er unterbricht mich: "Willst Du mich ver.....en? Ich weiß, was Polenta ist." Und ich weiß, das ich jetzt besser die Klappe halten sollte. Mache ich aber nicht. Mache ich nie. Ich erkläre ihm stattdessen wichtigtuerisch, wie oft ich, in meiner Zeit in Mailand, wo ich damals die Hotelfachschule besuchte, und bei Onkel Alfio wohnte, und wirklich restlos alles fürs Leben lernte, aber nix für die Schule) Polenta gegessen habe. Während meiner Ausführungen gehe ich ans Kochbuchregal, hole einige Bücher raus, und knalle ihm Polenta-Bilder vor die Nase. Es folgt ein unschöner Wortwechsel (Crescendo) mit folgendem Abschluss: Erstaunlicherweise gibt Herr Peppinello klein bei. Ich weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er grinsend auf dem Sofa sitzen wird, wenn mir beim Polenta rühren fast der Arm abzufallen droht....
(Jetzt kommt endlich das Rezept, ich kann ja dann beim Rühren weiter schwadronieren.)

Zutaten:

250g Polenta (Maisgrieß, grob)
ca. 1,5l bis 2l kochende Gemüsebrühe (insgesamt)
2 Zwiebeln oder Schalotten
1 grüne Paprikaschote
etwas Olivenöl
frisch gehackter Rosmarin
Pecorino oder Parmesan (gerieben von der Kitchen-Aid)
kalte Butter
Salz und Pfeffer
eigentlich auch Petersilie, habe ich aber vergessen

Zuerst schneidest Du die Zwiebeln und die Paprika in Würfel. Dann erhitzt Du etwas Olivenöl in einem Topf und dünstest beides darin an, füllst mit wenig Salzwasser auf, gibst den Rosmarin dazu und lässt es noch mal aufkochen.


In einem zweiten Topf kochst Du die Brühe auf, und lässt nun die Polenta unter ständigem Rühren einrieseln. Sobald sie zu quellen beginnt, kommt die Rosmarin-Paprikamischung (immer eine Schöpfkelle) dazu.


...Immer schön rühren....Butter dazugeben...
Die Polenta wird weicher und somit bekömmlicher, aber auch immer dicker. Wenn sie anzusetzten droht, gibst Du tröpfchenweise heiße Brühe dazu....rühren nicht vergessen. (Tut der Arm schon weh? Die Schulter auch?)


Rühren...geriebenen Pecorino dazugeben...Also, das Rühren dauert insgesamt eine Stunde.

(Genug Zeit, um Dir von der neuesten Höllenmaschine des Herrn Peppinello zu erzählen. Nein. Es ist kein Küchengerät. es ist ein Laufband. Mit Bordcomputer. Pulsmesser. Kalorienverbauchsanzeige. Geschwindigkeitsanzeige. Kilometeranzeige. Steigung. Und so weiter.)

Vergiß' das Rühren nicht.
Du kannst jetzt schon mal ein Backblech mit Backpapier auslegen, und etwas Olivenöl draufpinseln.


Darauf verteilst Du nun die Polenta, streichst sie schön glatt, und bepinselst deren Oberfläche ebenfalls mit etwas Olivenöl. Lasse sie eine Stunde abkühlen, und stelle sie dann weitere 3 oder 4 (oder mehr) Stunden in den Kühlschrank.

(Ich bin heute auf dem Dings gelaufen. Schon nach kürzester zeit japste ich. "Das ist deine elende Qualmerei", kommentierte der Herr Peppinello. Mein Puls war nach wenigen Minuten auf 116, und der Herr Peppinello mäkelte: "Lauf' doch mal ein bisschen runder." Todesmutig ließ ich die Haltegriffe los, um mir ganz, ganz schnell meine kleinen neumodischen Stöpsel in die Ohren zu stecken, und mich von Nickelback, anstatt von Hernn Peppinello beschallen zu lassen.)

Warte mal. Die vier (oder mehr) Stunden sind um. Du musst die Polenta aus dem Kühlschrank holen.


Jetzt stichst Du mit einem Ausstecher (so etwa 7 cm Durchmesser, Wasserglas geht ganz gut) kleine Törtchen aus, und setzt sie auf ein gefettetes Backblech. Streue auf jedes Törtchen etwas Käse.


Die Polentaküchlein gratinierst Du im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad, obere Schiene für ungefähr 10 Minuten.

(Ich höre, wie gesagt jedes Lied, dass mir gefällt, bis zum Erbrechen. So auch auf dem Laufband. "Rockstar" heißt es. Ich weiß nicht, ob Du das Video zum Lied kennst. Es treten viele Promis darin auf, so auch Gene Simmons, Kid Rock. Und Billy Gibbons von ZZTop. Der war bisher mein Favorit, besonders wenn er im Video sagt: "I'll have the quesadilla...". Jetzt habe ich aber eine neue Lieblingsstelle im Clip: "We'll all stay skinny cause we just won't eat..." das trifft es doch genau auf den Punkt...mit diesen elenden Punkten, und diesen elenden Weight-Watchers....Ich singe laut mit. Auch als ich schon vom Foltergerät runter bin.)

Wir essen die Polenta (um des Herrn Peppinellos Gaumen zu schmeicheln) mit Scaloppine alla pizzaiola, also Kalbschnitzel in Tomaten-Kapernsugo geschmort. Geht zig mal schneller als die Polenta.


Aber: Das war in einer anderen Ära. Scotty beamt uns nun zurück in die Echtzeit, wo wir auf Laufbändern schwitzen und Radieschen knabbern, und wo ich bald aussehe wie Mrs. Spock.

9 Kommentare:

  1. Och, du Arme: Laufband und Radieschen, das ist doch kein Leben! Koch' lieber wieder so lecker wie bisher!

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  2. Kann mich Eva nur anschließen :-) Über Abnehmen nur nachzudenken, lässt einen doch meist schon zunehmen. Aber die Polenta samt Scaloppine sieht hervorragend aus!

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  3. Nach S(ch)lim(m)fast jetzt das.... schrecklich!

    Dabei ist die Rührerei der Polenta ja schon Knochenarbeit.....bei mir fliegt die Polenta immer in der Küche herum, drum lass ich's...

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  4. Die Polenta sieht super aus, aber im Moment hätte ich noch lieber das Kalbschnitzel in Tomaten-Kapernsugo...

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  5. Mir ist klar, dass ich mein Ergebnis niemals Polenta nennen darf: Ich schütte immer gleich die ganze heiße Flüssigkeit dazu, mische mit dem großen Schneebesen gut durch - und dann lasse ich das Ganze bedeckt 20 Minuten ziehen. Danach kommt der Topf wieder aufs Feuer, und ich rühre den Käse ein. Ich blasenscheues deutsches Weichei.

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  6. Ich freue mich jeden Tag aufs Neue, wenn ich wieder einen neuen Blog von dir vorfinde. Du hast mich inspiriert, wieder meine alten Rezepte (von meiner italienischen Schwiegermutter gelernt) hervorzukramen und zu kochen (was meine andere Hälfte hoch erfreut).Ich bin seit ca. 2 Jahren nähmlich völlig Punktegeschädigt und muß mich mittlerweile überwinden, Olivenöl nicht nur tröpfchenweise zu verwenden(du kannst übrigens den Espresso mit Zucker trinken, solange du max. 3 Teel.pro Tag nicht überschreitest).Die Texte über deine Familie zu lesen ist eine ware Freude.Ihr seid absolut nach unserem "Geschmack",wenn ihr um die Ecke wohnen würdet, stände einer Freundschaft nichts im Wege.Die Polentastücke sehen "himmlisch" aus; über die Kalbsschnitzel lege ich noch Mozzarella und lasse ihn "schmelzen".Liebe Grüße!!

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  7. @eva: ich weiß nicht, wie lange ich es noch aushalte. ich will noch 2 kilo weghaben. *schluchz
    @anikò: ich blättere mich zum trost durch verschiedene kochbücher. ich fresse bald das papier an.
    @bolli: ja, ganz s(ch)lim(m)...;-)
    @guy: ich hätte gerne beides, irgendwann mal wieder
    @kaltmamsell: warum nicht...klappt das denn? wird sie fest?
    @anonym: wow, danke! du beschämst mich, habe ich doch manchmal das gefühl, die königin des heimischen irrenhauses zu sein...

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  8. Mein Herr des Hauses isst leider keine Polenta, egal, welche Art ich schon ausprobiert habe. Flüssig, gebacken, gebraten ... hmmm ... Hilfe!

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