3. Oktober 2014

Zucchiniröllchen von Claudio via Robert, oder: Gastrosexuell die Zweite–Oma Gerda rulez.

Ich habe damit begonnen, meine zerschossene Blogroll wieder herzustellen. Dabei bin ich bei Claudio via Robert auf Zucchiniröllchen gestoßen. Musste ich natürlich sofort nachmachen. Ist eine gute Idee auch für das Peppinelli-Lädchen durchaus brauchbar.

Die Herstellung der kleinen Dinger ist relativ unkompliziert, was deren Geschmack keinen Abbruch tut. Sie sind ganz köstlich. Und das obwohl ich zuerst dachte…naja..Zucchini mit Zucchinifüllung, bisschen fad. Isses aber nicht.

Das Rezept kannst du dir hier bei Claudio durchlesen. (ma dimmi un po’, caro…mica sei diventato veggie, visto che hai pubblicato????)

Ich habe die Zucchinischeiben genau wie Magdi nicht blanchiert. Die sind so hauchzart, das brauchte es nicht.

Zucchinifilets

Das erste halbwegs gelungene Bild mit der Canon. Ein Zufallstreffer.

Nebenher will ich dir weitererzählen, was bei den Gastrosexuellen auf RTL vorgestern noch so los ist montagabends. Da gibt es einen zweiten gastrosexuellen Gerätefetischisten. Den Namen hab ich mir auch wieder nicht gemerkt. Weder seinen, noch den von seinen ganzen Angeber-Apparaturen. Nur Sous-Vide ist bei mir hängengeblieben.

Der Mann ist recht jung. Auch er trägt so eine dunkelgerandete Hornbrille. Glaube ich, mag es jedoch nicht beschwören. Bevor sich jetzt die gesamte Hornbrillenfraktion aufregt: Ich habe auch so eine, bin aber weder intellektuell, noch habe ich promoviert (Grüße an Herrn Rae. M.S. aus N. – echt nicht, ich schwör’). Der junge Gastrosexuelle bekommt von RTL eine Aufgabe gestellt. Challenge nennen sie das, weil sie irgendwie vergessen haben, das man im deutschen Fernsehen auch deutsch reden darf.

Die Aufgabe ist eigentlich denkbar einfach: Der Gastrosexuelle soll ein Menü kochen. Fleisch mit zwei Beilagen. Er guckt so ein bisschen komisch, hat wohl nicht ganz verstanden.Deswegen greife ich beherzt ein und sage laut Richtung Fernseher: “Hase, du kleiner Geschmacksarchitekt! Du sollt ein Menü mit drei Geschmackskomponenten entwickeln. Kreiere bitte eine Komposition aus verschiedenen Texturen, Aromen und Ingredienzen. Geschmacksarchitektur, du weißt schon…”

Gut. Er legt los. In der nächsten Szene sieht man ihn beim Metzger. Er lässt sich alle – ungelogen wirklich alle Fleischstücke zeigen, die es gibt (ausser Schweinskopf). Geduldig hebt der Metzger ein Teil nach dem anderen aus der Theke. Schwierige Entscheidungsfindung. Der Gastrosexuelle fragt alles. Alles will er übers Fleisch wissen. Fehlt nur noch, dass der Metzger ihm verraten muß, ob das Tier für dieses Stück Monika oder Heidelinde hieß.

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Das wird die Fuellung fuer die Zucchinroellchen. Ich habe allerdings zwei gesalzene Sardellenfilets mitgebraten.und rote Zwiebeln genommen.

Der Gastrosexuelle nimmt kein Sardellenfilet, sondern was Besseres. “Darf ich mal sehen?”, fragt er. Der Metzger hält ihm das Fleischstück hin. Die Kamera fährt heran, und der RTL-Zuschauer – also in diesem Fall ich – sieht ein rohes Stück Fleisch in Großaufnahme. Der gastrosexuelle Mann frohlockt. “Guck mal diese Maserung an”, quiekt er nahezu orgiastisch, “die Marmorierung ist perfekt. Hach! das nehme ich. Ich muss sofort los! Ich werde’ verrückt, ich muß kochen!” Aha, er ist wohl auf Kochentzug und braucht 'nen Schuss vom Sou-Vide.

Zeitgleich tritt anderswo Oma Gerda auf den Plan. Oma Gerda ist nicht gastrosexuell, und ich begreife nicht so ganz, ob sie nun “Oma” mit Vornamen und “Gerda” mit Nachnamen heißt oder gar keinen Nachnamen hat, denn RTL stellt sie nur als Oma Gerda vor. Im Gegensatz zu den beiden Gastro-Kaspern.

Oma Gerda ist nämlich mit dem Gastrosexuellen in der Challenge. Sie “battlen” gegeneinander. Und Oma Gerda macht Schweinekrustenbraten mit Senfsoße, Salzkartoffeln und Gemüse, ich glaube Rotkohl. Die Stimme aus dem Off erklärt, dass Herr Omagerda (er hat keinen Namen) früher zur See gefahren ist. Geld war oft knapp und Oma Gerda viel allein. Mit wenig Mitteln brachte sie die Familie durch. Das ist bist heute so geblieben. Oma Gerda kauft preisbewusst.

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Komm, das Bild ist doch jetzt richtig gut, oder? Die leckere Fuellung aus Claudios Rezept schmeckt so gut, dass ich sie fast schon vorher aufesse.

Nach der Werbung zeigt RTL wie Oma Gerda den Krustenbraten mit Wurzelgemüse in den Ofen schiebt. Vorher kocht sie Wasser im Wasserkocher heiß, und gießt es an den Braten.

“Und warum machen sie das jetzt?”, will die Reporterin wissen. “Das macht man so.”, sagt Oma Gerda. Ich grinse. Danach rührt sie Brühe mit Senf und noch irgendetwas in einem Messbecher zusammen. Für die Soße. Sie probiert. Fügt ein, zwei weitere Löffel Senf hinzu. “Wie viel muß da jetzt rein?”, will die Reporterin wieder wissen. Oma Gerda nimmt noch einen Löffel Senf, rührt und antwortet: “So viel wie muß.” Ich grinse.

Nach der Werbepause (und weiterem Rotwein für mich) öffnet Oma Gerda den Backofen, guckt rein, dreht am Backofenknopf. “Was machen sie da jetzt?”, fragt die Reporterin. Ich denke, das siehst du doch, meine Güte. Oma Gerda erklärt geduldig: “Ich schalte  jetzt mal runter, damit die Kruste nicht so schwarz wird.”

“Und wann ist das  fertig? Wie wissen sie das?”, fragt natürlich die Reporterin. Ich glaube, die hat noch nie gekocht. Oma Gerda sagt: “Wenn die Kartoffeln gar sind, ist das Fleisch auch fertig.”

Ich lache laut. Gimme Five, Oma Gerda.

fertige Zucchinirolle

Hier nun ein fertiges Zucchiniteil. Habe aus zwei Zucchini so 20 Dinger gemacht. Waren schneller weg, als ich gucken konnte.

Der Gastrosexuelle unterdes ist nicht so erklärungsunslustig wie Oma Gerda. In seiner Küche (auch hier ein ganzer Fuhrpark von Apparaten, Geräten, teuren Messern und allem was wir noch nicht mal bei uns im Lädchen haben. Bei manchen Sachen kann ich nicht erkennen, wofür man sie braucht, oder was sie überhaupt sind. Will ich auch gar nicht wissen) wiegt der junge Mann zärtlich das Hundertdreißig-Euro-Fleischstück in den Händen. Vorsicht massiert er es.

“Ich werde das Sou Vide garen”, erklärt er. Er nimmt das Fleischstück – hat er vorher irgendwie kleiner geschnitten, hat RTL aber nicht gezeigt – und vakuumiert es. Natüüüüürlich hat er ein Vakuumiergerät. Angeber. Wie haben auch eins. Unseres hat glaube ich Fünfzig Euro gekostet, seins wohl eher Fünfhundert. Aber wir sind ja auch nur Normalos.

Das verpackte Fleisch gibt er dann in den Sou-Vide-Garer. Ich nehme zuerst fälschlicherweise an, dass das eine Fritteuse ist, sieht nämlich von außen so aus. Ich Dummie. Es ist ein Profi-Sou-Vide in Edelstahl, liegt so bei 500 – 700 Euro. Braucht kein Mensch. Der Herr Peppinello nennt so was “Wasserbad”. Zum Fleisch kocht er Gemüse. Ich weiß nicht mehr was. Zwei verschieden graubraune Pampen. Die füllt er dann in eine Sprühflasche. Das ist ein Stickstoffbla-bla für über 200 Euro, erklärt er. Wir haben so was auch. Zwei Stück. Haben noch nicht mal halb so viel gekostet. Der Herr Peppinello nennt das “Sahneflasche”. Aber vielleicht ist auch was anderes, denn wir haben mit der Sprühflasche kein Geschmackserlebnis, sondern nur Schlagsahne.

Und jetzt geht die Challenge los. Die Reporterin startet bei Oma Gerda. Herr Omagerda faltet im Esszimmer noch schnell Servietten. Das weiße Tafeltuch ist aufgelegt, Blümchen stehen auf dem Tisch, das Geschirr hat passend dazu dieses typische florale Design, welches wohl weltweit bei allen Omas sonntags auf den Tisch kommt. Kartoffeln, Fleisch, Gemüse und Soße werden in den passenden Porzellanbehältnissen serviert. Schon beim Eintreten freut sich die Reporterin.

“Hach”, macht sie, “wie bei meinen Eltern zuhause.” Es wird gegessen. Das Fleisch ist butterzart, die Kruste knusprig aber nicht schwarz, dank Oma Gerda. Die Kartoffeln sind gut. Das Gemüse auch. Oma Gerda kriegt ‘ne Eins.

Dann kommt wieder Werbung.

Endlich ist nun der Gastrosexuelle dran. Auch er hat eine Frau, aber die sagt nix, sondern sitzt nur mit am Tisch. Es gibt hier kein Tafeltuch und keine Servierschüsselchen. Auch keine Blümchen. Es ist nicht wie bei den Eltern der Reporterin zuhause, denn die sind vermutlich nicht gastrosexuell.

Gegessen wird am blanken Holztisch. Damit nichts, aber auch gar nichts, die Speisenden vom Geschmackserlebnis des im Wasserbad Sou-Vide gegarten Hundertdreißigeurofleisch ablenkt. Ich weiß jetzt nicht, ob der Beleuchter von RTL plötzlich krank geworden ist. Wäre aber möglich, denn als der Kameramann die Teller ran zoomt sieht man farbloses Fleisch und diese zwei grünbraunen undefinierbaren Pampen (Mousse von Keine-Ahnung-Was). Schaut aus, wie Bio-Babygläschen auf dem Teller ausgekippt. Die Reporterin probiert das Fleisch.Trommelwirbel. Ich halte den Atem an. Dann nimmt sie von der Babynahrung. Das Fleisch schmeckt wohl gut. Ich sehe allerdings keine Soße, habe aber auch schon eine Menge Wein getrunken. Fleisch schmeckt. Gottseidank.

Aber das Gemüse….

Das passt von der Textur her nicht zum Fleisch. “Es sind zu wenige Komponenten zum Kauen da”, erklärt die Reporterin. Außer dem Fleisch. Also Schluckfutter. Der Gastrosexuelle is not amused. Seine Frau sagt nichts. Die denkt vermutlich darüber nach, dass sie gleich die ganzen Geräte reinigen muß.

Also Leute. Klarer Sieg für Oma Gerda. Und ich hab schon lange nicht mehr so vorm Fernseher gelacht, obwohl es noch nicht mal eine Komödie war.

Danke Claudio und Robert für die Anregung zu den Zucchiniröllchen. Ganz unaufgeregt “handcraftet”. Ich kann auch schon bald kein Deutsch mehr….

8 Kommentare:

  1. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass sich Teil 1 der "Gastrosexuellen" noch toppen lässt - offensichtlich doch!
    Ich wiederhole mich: Einfach unschlagbar!!
    Danke dass du zurück bist, die beiden Berichte liessen mich den öden Büromorgen jeweils schnell vergessen!

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  2. Herrlich!!! Ich meine nicht den Gastrosexuellen, sondern deinen Post. Wie schön, dass du wieder bloggst!!! Und diese Zucchiniröllchen, die lachen mich nun zum wiederholten Male an, bald sind sie fällig ;-)

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  3. Liebe Peppinella,
    seit vorgestern kichere ich manchmal ganz plötzlich vor mich hin: immer dann, wenn mir Dein vergnüglicher Post in den Sinn kommt. Und heute die pointierte Fortsetzung! Da sage noch einer, nur Briten hätten trockenen Humor: you made my Feiertag!
    Dank und herzliche Grüße aus Schleswig-Holstein,
    Sandkorn
    P.S. Fast hätte ich es vergessen: Sardellenfilets in der Zucchiniröllchen-Füllung stelle ich mir toll vor, wird ausprobiert!

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  4. Gastrosexualität ist eine Krankheit, die nur labile Personen befällt. Morgen muss ich Sardellen einkaufen gehen. Irgendwer isst mir die dauernd weg.

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  5. Grande Peppinella! Certo che sono veggie. Part-time veggie! Come tutti gli italiani che amano i piatti con verdura e legumi ;-)

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  6. Nein, blanchieren ist eine Arbeit umsonst, nimmt nur Geschmack und Vitamine. Hab erst jetzt mitbekommen, dass du wieder da bist!

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  7. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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